Apple MacBook Air M1 Late 2020 im Test
Leistung
Apple hat mit der letzten Produktaktualisierung beim MacBook Pro, beim Mac mini und eben beim MacBook Air den Wechsel zur ARM-Technologie eingeläutet. Die erst im März beim MacBook Air noch aktualisierten Intel-Konfigurationen sind somit schon wieder Geschichte.
Apple baut nun auf den hauseigenen M1-ARM-Chip, der mit insgesamt 8 Rechenkernen und 7 bis 8 GPU-Kernen einen einschneidenden Plattformwechsel darstellt. Die Speicherausstattung ist auf 16 GB RAM und 2 TB Massenspeicher limitiert.
„Kleiner Chip. Gigantischer Sprung.“, so bewirbt Apple den neuen M1. Das SoC beinhaltet CPU, GPU, Neural Engine, Arbeitsspeicher und viele weitere Funktionen. Gefertigt wird der M1 im 5-nm-Verfahren, verfügt über 4 Performance- und 4 Effizienz-Kerne, 7 oder 8 GPU-Kerne und 16 Neural Engines. Ungewöhnlich hoch fallen die im M1 integrierten Caches aus: 192 KB L1-Cache pro Kern plus 12 MB gesamt sind schon beachtlich.
Speicherleistung
Ebenfalls beeindruckend, zeigt sich die Art und Weise der Arbeitsspeicherintegration. Apple wirbt beim gemeinsam genutzten Arbeitsspeicher mit hoher Bandbreite und niedriger Latenz. Zum Einsatz kommt hier LPDDR4-Speicher, der bereits im SoC-Gehäuse integriert und somit direkt angebunden ist. CPU, GPU und Neural Engines können hier, ohne unnötige Umwege über ein externes Speicherbussystem, gemeinsam zugreifen.
Im Ergebnis sorgt das für eine enorme Speichergeschwindigkeit. Im Vergleich zum Apple 13“ MacBook Pro 2019 mit 16 GB LPDDR3 rennt der im Testgerät verbaute 8-GB-LPDDR4 zum Beispiel etwa 50 % schneller. Kaum schneller sind Systeme mit 64 GB (Dell Precision 5750) oder gar 192 GB (Apple iMac Pro). Alte Speicherweisheiten stellt Apple somit eindrucksvoll auf den Kopf.
Rechenleistung
Laut Apple soll sich die Rechenleistung des MacBook Air im Vergleich zum Vorgänger (1,2 GHz Intel Core i7, Intel Iris Plus Graphics, 16 GB RAM 2 TB SSD) um das bis zu 3,9-fache und die Grafikleistung um das bis zu 5,3-fache verbessert haben.
Im Test zeigt sich, dass der M1 tatsächlich beeindruckende Resultate vorweisen kann. Selbst potente Workstation- oder Gaming-CPUs der 45- oder 65-Watt-Klasse können je nach Testsequenz geschlagen werden.
Beim Cinebench R15 erzielt das Apple MacBook Air Late 2020 206 Punkte beim Single-Thread-Test und 1.018 Punkte beim Multi-Thread-Test. Damit positioniert sich der M1-Chip bei der Single-Thread-Performance dicht hinter Intels „65-Watt-Monster“ Intel Core i9-10900 aus dem Alienware Area-51m R2. Bei der Multi-Thread-Leistung kann das System nicht mehr ganz so eindrucksvoll mithalten, weist aber immerhin noch AMDs Ryzen 7 4700U aus dem Acer Swift 3 SF314-42-R4XJ in die Schranken.
Bei den Geekbench-Tests kommt in den Gesamtergebnissen auch die Speicherleistung zum Tragen. Hier setzt sich der M1 bei den Single-Thread-Tests an die Spitze des Vergleichsfelds und positioniert sich bei den Multi-Thread-Tests ebenfalls solide im Spitzenfeld. Geschlagen wird der Apple M1 zum Beispiel vom 10-Kerner Intel Core i9-10900 (20 Threads) im Alienware Area-51m oder dem AMD Ryzen 7 4800HS im Asus ROG Zephyrus G14.
Dauerlastperformance
Die hohe Performance kann das Apple MacBook Air aufgrund des passiven Kühlkonzeptes in Dauerlastszenarien nicht durchgehend bereitstellen. Beim Geekbench-CPU-Stresstest fällt das Anfangsergebnis von 20.934 Punkten nach 30 Durchläufen auf 16.832 Punkte. Das Ergebnis-Niveau von knapp 17.000 Punkten wird in etwa ab dem 5. Durchlauf gehalten. (Die Messergebnisse konnten aufgrund einer Darstellungs-Inkompatibilität des Geekbench 3 nicht vollständig ermittelt werden).
Das reicht für eine Platzierung knapp vor dem AMD Ryzen 5 4500U aus dem Acer Swift 3 SF314-42-R54P. Zum Vergleich: Sonstige bisher getestete Passiv-Systeme dümpeln bestenfalls bei um die 5.700 Punkte herum.
Ein ähnlich positives Bild zeichnet der Cinebench R23. Selbst nach 30 Minuten Stability-Test liefert der passiv gekühlte Apple M1 immer noch ein um etwa 50 % höheres Ergebnis, als der vergleichsweise sehr laststabile Intel Core i5-8257U aus dem 2019er Apple 13″ MacBook Pro ab.
Grafikleistung
Bereits die Modellvariante mit 7 GPU-Kernen zeigt im OpenGL-Bereich eine gute Grafikleistung. Mit 80 fps beim Unigine Heaven Basic und 90 fps beim Cinebench R15 OpenGL-Shading, stellt das neue MacBook Air nicht nur die Vorgängermodelle, sondern sogar das Apple 13“ MacBook Pro aus 2019 klar in den Schatten.
Im Vergleich mit Windows-Testgeräten (DirectX) sind selbst dedizierte Lösungen wie Nvidias Geforce MX250 oder MX350 in Schlagdistanz. Die gesammelte Mannschaft der integrierten Grafikchips, egal ob AMD oder Intel, wird dagegen regelrecht deklassiert.
Im Spielebereich kann man fast schon eine Leistungsfähigkeit auf Mittelklasse-Niveau attestieren. Beim recht anspruchsvollen Strategietitel Total War: Warhammer 2 liefert das Testgerät bei einer Auflösung von 1.280 x 800 Bildpunkten und hohen Qualitätseinstellungen ordentliche 39 fps ab.
Emissionen
Das passiv gekühlte Testgerät gibt im Betrieb keinen Mucks von sich. Neben dem fehlenden Lüfter sind hier auch keine Elektronikgeräusche wahrnehmbar. Nutzer können hier also auf ein lautlos arbeitendes Arbeitsgerät zurückgreifen, was bereits für sich gesehen ein nicht selbstverständliches Alleinstellungsmerkmal darstellt.
Die gemessenen Gehäusetemperaturen sind kaum der Rede wert. Selbst nach gut einer Stunde Volllast (Cinebench R23 & Unigine Heaven) erwärmt sich das Unibody-Gehäuse auf gerade mal 44,6 °C. Am Unterboden treten 45,1 °C auf und das 30-Watt-Netzteil erreicht 39,4 °C. Im Praxisbetrieb sind durch die gemessene Gehäuseerwärmung keine Nachteile zu erwarten.
Stromverbrauch & Akkulaufzeiten
Leistungsaufnahme
Apples M1-10-Watt-SoC wird im 5-nm-Verfahren gefertigt und lässt somit auf besonders effiziente Verbrauchswerte hoffen. Im Test zeigt sich, dass sich die Leistungsaufnahme im Leerlauf gegenüber dem MacBook Air 2018 mit Intel Core i5-8210Y und Intel UHD Graphics 617 allerdings kaum in Szene setzen kann.
Mit Unterschieden im Zehntel-Watt-Bereich sind verbrauchstechnisch keine relevanten Abweichungen festzustellen. Das liegt vor allem daran, dass in diesem Szenario ein Großteil des Strombedarfs auf das Display entfällt und auch der Intel Core i5-8210Y von Haus aus schon kein Stromvernichter war.
Die entscheidende Verbesserung kristallisiert sich heraus, sobald Apples M1 ans Arbeiten kommt. Mit 5 Watt beim WLAN-TV-Streaming und 4,8 Watt bei der Videowiedergabe (beide 211 cd/m²), arbeitet das aktuelle Modell mit M1-Chip etwa 2 – 3 Watt sparsamer.
Unter Volllast liegen die Spitzenverbräuche mit knapp 30 Watt zwar wieder auf einem vergleichbaren Niveau zum Intel Core i5-8210Y, die Leistungsfähigkeit des M1 spielt dann mit fast 5 mal so hoher Grafik- und Rechenleistung allerdings auch in einer ganz anderen Leistungs-Liga.
Schade, dass Apple dem MacBook Air nach wie vor ein mit 30-Watt-Nennleistung arg knapp bemessenes Netzteil beilegt.
Akkulaufzeiten
Wie gehabt kommt das Apple MacBook Air mit einem 50-Wh-Akku, der zusammen mit den niedrigen Verbrauchswerten im Test Laufzeiten von bis zu 16:12 Stunden ( Apple TV+, Stufe 8, 138 cd/m²) ermöglicht hat.
Mit angepasster Helligkeit von 211 cd/m² (Stufe 11) bleiben davon beim WLAN-TV-Streaming (Zattoo) noch 12:16 Stunden übrig. Ein Absenken der Helligkeit auf Stufe 8 (138 cd/m²) sorgt hier für eine Laufzeitverlängerung von knapp 2 Stunden (14:09 Std.).
Unter Grafiklast, wie sie etwa beim Spielen aktueller 3D-Titel abgefordert wird, schmilzt die Akkulaufzeit auf 3:14 Stunden zusammen.
Leistungsfähigkeit im Akkubetrieb
Die Leistungsfähigkeit reduziert sich im Akkubetrieb, wenn überhaupt, nur in geringem Maße. Hier beruhen die Einschnitte hauptsächlich auf thermischen Erfordernissen des passiven Kühlsystems, die in ähnlicher Weise deshalb auch im Netzbetrieb zu beobachten sind.
Akkuladezeit
Für das Wiederaufladen des Akkus (3 % – 100 %) benötigt das serienmäßige 30-Watt-Netzteil 2:45 Stunden (Leerlauf, Display-Stufe 11). Mit einem 61-Watt-Netzteil des Apple 13“ MacBook Pro 2019 lässt sich dieser Zeitraum um etwa eine halbe Stunde verkürzen.
Apple MacBook Air M1 Late 2020: Fazit
Apple hat mit dem neuen Apple MacBook Air (M1, Late 2020) ein hervorragendes mobiles Arbeitsgerät auf die Beine gestellt und Maßstäbe gesetzt.
Trotz niedrigem Stromverbrauch und passivem Kühlkonzept, liefert das 13-Zoll-Laptop im Vergleich zu den Vorgängermodellen ein Vielfaches an Rechen- und Grafikleistung ab. Dass Apple mit dem M1-Chip dank revolutionärer Speicherleistung und üppiger Cache-Bestückung sogar in Regionen leistungsstarker Gaming- und Workstation-Notebooks vorstößt, ist überaus beeindruckend.
Ansonsten dürfen Käufer eines MacBook Air nach wie vor auf ein stabiles Unibody-Metall-Gehäuse, sehr gute Eingabegeräte, ein tolles Display, flotte Schnittstellen und lange Akkulaufzeiten vertrauen. Dass das MacBook Air bei dieser Fülle an Positiveigenschaften auch noch lautlos arbeitet, dürfte für so manchen Anwender ein überaus gewichtiges Sondermerkmal darstellen.
Unnötigerweise getrübt wird der referenzwürdige Gesamteindruck lediglich durch Apples knauserige Garantiepolitik und das arg knapp bemessene 30-Watt-Netzteil. Wie stark diese Punkte ins Gewicht fallen, wird vermutlich individuell unterschiedlich bewertet werden. Angesichts des Gesamtpakets mit überaus fairer Preisgestaltung, dürfte man diese Nachteile in der Regel jedoch leicht verschmerzen können.
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