28. April 2024
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AMD Radeon RX Vega 10 (Picasso) für Laptops im Test

AMDs Prozessorgrafik. Die AMD Radeon RX Vega 10 (Picasso) ist eine integrierte Prozessorgrafik die in AMDs Ryzen 7 3700U Mobil-Prozessoren zum Einsatz kommt. Dank weitreichendem Funktionsumfang ist sie in der Lage ein breites Einsatzspektrum abzudecken.

Auf einen dedizierten Grafikchip "aus den Häusern AMD und Nvidia kann man in vielen Anwendungsgebieten gut verzichten. So lange keine hohe 3D-Leistung wie zum Beispiel in aktuellen Spielen oder bei 3D-CAD-Konstruktionen abverlangt wird, eignen sich moderne Prozessor-Grafikchips für die meisten der alltäglichen Standardaufgaben: Internet, Videobeschleunigung, Konvertierungsaufgaben, Multimonitorbetrieb und 4k-Auflösung bei 60 Hz stellen heutzutage keine Hürden mehr dar.

Auch wenn die AMD Radeon RX Vega 10 noch lange nicht an die 3D-Leistung separater Mittelklasse-Grafikchips herankommt, so schafft sie es zumindest hier und da Nvidias Geforce MX 150 oder AMDs Radeon RX 550 einzuholen.

Bild AMD: Ryzen 7 3700U mit Radeon RX Vega 10

 

AMDs Radeon RX Vega 10 kommt in Notebooks mit AMD Ryzen 7 3700U oder AMD Ryzen 7 3750H zum Einsatz. Informationen zu einer Kombination im Rahmen umschaltbarer Grafiklösungen wie AMD Switchable Graphics sind derzeit nicht zu finden. Auch entsprechend ausgestattete Notebooks gibt es aktuell nicht.

Im Vergleich zur AMD Radeon RX Vega 10 aus der Vorgänger-CPU-Familie (AMD Ryzen 7 2700U, Raven Ridge), hat AMD laut Datenblatt die Fertigung der Picasso-Generation mit dem 12-nm-Prozess optimiert und die maximale GPU-Taktfrequenz von 1,3 GHz auf 1,4 GHz angehoben. Zudem deckt die konfigurierbare Verlustleistung (TDP, Thermal Design Power) nun den Bereich zwischen 12 Watt und 35 Watt ab. Beim Vorgänger lag das obere Limit noch bei 25 Watt.

AMD Radeon RX Vega 10: Auszug der technischen Daten
  • AMD Radeon Vega RX 10 Graphics (Lenovo Ideapad S540)
  • ZEN Core+ 12 nm (Picasso)
  • 10 Grafikkerne
  • 640 (704) Shadereinheiten
  • 200 MHz Grundtaktfrequenz
  • 1,40 GHz max. dynamische Grafikfrequenz
  • Max. 1.016 MHz im Test
  • Grafikspeicher Shared Memory bis zu DDR4-2400
  • 2 Speicherkanäle
  • Max. Speicherbandbreite 34,1 GB/s
  • Videoausgang eDP/DP/HDMI
  • HDMI 1.4 max. Auflösung 4.096 x 2.304@30Hz
  • HDMI 2.0 max. Auflösung 4.096 x 2.304@60Hz
  • DP max. Auflösung 4.096 x 2.304@60Hz
  • eDP – integrierter Flachbildschirm max. Auflösung 4.096 x 2.304@60Hz
  • Unterstützung für DirectX 12
  • OpenGL 4.6
  • Anzahl der unterstützten Bildschirme 3
  • Produktseite

Entscheidend für die tatsächlich erzielbare Grafikperformance ist neben der systemseitigen Kühlkonfiguration der im jeweiligen Notebook eingesetzte Arbeitsspeicher.

Da die in den AMD-Ryzen-Prozessoren integrierte Grafik-Einheit keinen eigenen Videospeicher besitzt, bedient sie sich im Shared-Memory-Verfahren beim Arbeitsspeicher des Notebooks. Dieser arbeitet im Testgerät im Dual-Channel-Modus und mit einer Taktung von bis zu 2.400 MHz. Damit sind die technischen Möglichkeiten der Architektur ausgereizt und stellen speicherseitig keinen Flaschenhals dar.

AMD Radeon RX Vega 10: Notebook-Beispiele
Auszug der technischen Daten des Testsystems

Bild Lenovo: Lenovo Ideapad S540 mit AMD Radeon RX Vega 10

AMD Radeon RX Vega 10: Benchmarks

Die Leistungsfähigkeit der AMD Radeon RX Vega 10 ordnet sich in vielen Bereichen deutlich vor dem Intel-Konkurrenten Intel UHD Graphics 620 ein. In Manchen Szenarien reicht die Performance sogar um Tuchfühlung zu dedizierten Grafikchips wie der Nvidia Geforce MX 150 aufzunehmen.

DirectX

Beim 3DMark Night Raid werden mit Dual-Channel-RAM ordentliche 9.036 Punkte erzielt. Konkurrenten wie die Intel UHD Graphics 620 können hier mit 30 bis 40 % Mehrleistung klar geschlagen werden. Die Leistungsfähigkeit reicht sogar aus, um sich beim 3DMark Time Spy recht nah an die dedizierte Nvidia Geforce MX 150 im Asus ZenBook UX433FN heranpirschen zu können.

Bei den beiden Unigine-Heaven-Tests positioniert sich das Testmodell knapp hinter der AMD Radeon RX Vega 10 aus dem HP EliteBook 755 G5. Auch hier fällt die Intel-Konkurrenz deutlich ab.

Unter dem Strich wird aus einem Notebook mit AMD Radeon RX Vega 10 trotz der besseren Ergebnisse noch lange kein Gaming-Laptop. Bei genügsameren oder älteren Spieletiteln hat man gegenüber der Intel-Konkurrenz aber mehr Spielraum bei der Auswahl der Auflösung und der Qualitätseinstellungen.

Ergänzung:

Die im AMD Ryzen 7 3750H eingesetzte AMD Radeon RX Vega 10 profitiert sichtlich von der auf 35 Watt erhöhten Leistungsaufnahme der APU. Im Ergebnis kann sie je nach Benchmark Ergebnisse auf Augenhöhe mit der Nvidia Geforce MX 250 abliefern.

OpenGL

Beim Cinebench-R15-64-bit-OpenGL-Shading liefert AMDs Radeon RX Vega 10, wie schon der Vorgänger, eine äußerst bescheidene Vorstellung ab. Die Ergebnisse von um die 41 fps erreichen gerade mal den Wert der Intel UHD Graphics 620 mit Single-Channel-RAM. Treiberoptimierungen könnten hier vermutlich für Besserung sorgen.

AMD Radeon RX Vega 10

Für einen Einsatz im professionellen Bereich ist die AMD Radeon RX Vega 10 sicherlich nicht konstruiert, kann dort aber immerhin einen kleinen Anerkennungserfolg verbuchen. Hier ist sie in der Lage Nvidias Geforce MX 150 in 7 von 9 Testsequenzen zu schlagen. An mehr als rudimentäre Basisaufgaben ist mit dieser Lösung aber nicht zu denken.

AMD Radeon RX Vega 10

AMD Radeon RX Vega 10: Treiber/ BIOS

Lenovo hat das Testgerät zwar mit einem veralteten Treiber vom 18.12.2018 (25.20.14118) ausgeliefert, durch eine Treiberaktualisierung auf die bereitgestellte Version vom 27.06.2019 (26.20.11016.5002) ist leistungsmäßig allerdings keine relevante Verbesserung feststellbar. Weder im DirectX- noch im OpenGL-Bereich.

Die mit den verschiedenen Treibern erzielten Ergebnisse ordnen sich im Rahmen der Messungenauigkeit auf dem Niveau der bereits getesteten AMD Radeon Vega 10 aus dem HP EliteBook 755 G5 ein.

Ebenfalls zu keinen leistungsmäßigen Veränderungen führen ein BIOS-Update von Version 1.04 zu Version 1.07 und die BIOS-Einstellung „Performance“ anstatt „Intelligent“.

AMD Radeon RX Vega 10: Dauerlaststabilität

Die Stabilität der Grafikleistung ist im Notebookbereich immer von dem konkret im jeweiligen Notebook verbauten Kühlsystem abhängig. Auch limitieren Hersteller hin und wieder gerne die Grafik- und oder CPU-Leistung bei Volllastszenarien, um vorgegebene thermische Grenzen (TDP) einhalten zu können oder den Stromverbrauch zu beschränken.

Grundsätzlich hat sich in den bisherigen Tests bei Notebooks & Mobiles gezeigt, dass je größer das Gehäuse ausfällt und je effektiver das Kühlsystem arbeitet, desto stabiler und leistungsfähiger zeigt sich auch der Prozessor mitsamt Grafikeinheit.

Im Lenovo Ideapad S540 hat man für die integrierte Prozessorgrafik recht gute Voraussetzungen vorliegen. Das Kühlsystem hält sich beim Testgerät unter Volllast allerdings ziemlich zurück und könnte dadurch etwas Leistungs-Potential verspielen. Beim Dauerbetrieb von Unigine Heaven taktet die AMD Radeon RX Vega 10 mit 581 bis 1.016 MHz.

Die Schwankungen fallen hier im Vergleich zur Intel UHD Graphics 620 sehr stark aus. Zudem bleibt die Taktgeschwindigkeit mit knapp 400 MHz Unterschied weit von den Herstellerangaben entfernt.

Grund dafür dürften strenge Vorgaben beim Ausreizen der Wärme- und Verbrauchsgrenzen durch den Hersteller sein. Die Temperaturen bleiben jedenfalls weit von einem kritischen Bereich entfernt. Laut AMD darf die APU bis zu 105 °C (Vorgänger max. 95 °C) heiß werden, die Sensoren zeigen maximal 80 °C und in der Regel um die 65 °C an. Bei anderen Notebookkonzepten mit abweichenden Kühlsystemen, kann die Leistungsfähigkeit durchaus besser oder schlechter ausfallen.

Bild Lenovo: Lenovo Ideapad S540 mit AMD Radeon RX Vega 10

AMD Radeon RX Vega 10: Fazit

AMDs Radeon RX Vega 10 im Ryzen 7 3700U ist eine AMD Radeon RX Vega 10leistungsfähige und zugleich sparsame Grafiklösung für eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Wichtige Videofunktionen, GPGPU-Berechnungen oder der Multimonitorbetrieb mit bis zu 3 Displays unterstützen viele typische Anwendungsgebiete und Business-Aufgaben.

Mit der richtigen Schnittstelle (DisplayPort) können UHD-Bildschirme mit 60 Hz angesteuert werden. Dank vergleichsweise geringer Leistungsaufnahme eignet sich diese Lösung auch für den Einsatz in schlanken Gerätekonzepten.

Obwohl die 3D-Leistung deutlich besser ausfällt, als bei der vergleichbaren Intel-Konkurrenz, so ist diese Lösung dennoch nur eingeschränkt für fordernde 3D-Spiele oder professionelle 3D-CAD-Konstruktionen geeignet. Unter dem Strich fehlt es auch hier einfach an der nötigen Grafikleistung.

Ein echtes Problem stellt das im anvisierten Einsatzgebiet als Home-Office- und Business-Lösung allerdings kaum ein Problem dar. Zum ambitionierten Spielen greift man eh von vorne herein zu einem Gaming-Notebook und CAD-Konstruktionen bleiben nach wie vor die Domäne der mobilen Workstations.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.