19. März 2024
GrafikchipNotebook

AMD Radeon Vega 10 (Laptop) im Test

Schnelle Prozessorgrafik. Die AMD Radeon Vega 10 ist eine integrierte Prozessorgrafik die in AMDs Ryzen 7 2700U Mobil-Prozessoren zum Einsatz kommt. In der richtigen Konfiguration ist diese sparsame Lösung in der Lage so manchem dedizierten Grafikchip Paroli bieten zu können.

Auf einen dedizierten "Grafikchip aus den Häusern AMD und Nvidia kann man in vielen Anwendungsgebieten gut verzichten. So lange keine hohe 3D-Leistung wie zum Beispiel in aktuellen Spielen oder bei 3D-CAD-Konstruktionen abverlangt wird, eignen sich aktuelle Prozessorgrafikchips für die meisten der alltäglichen Standardaufgaben. Internet, Videobeschleunigung, Konvertierungsaufgaben, Multimonitorbetrieb und UHD-Auflösung bei 60 Hz stellen heutzutage keine Hürden mehr dar.

AMD Radeon Vega 10

AMDs Vega 10 kommt in Notebooks mit AMD-Ryzen-7-2700U-Prozessor zum Einsatz und wird bisher nicht mit dedizierten Grafiklösungen kombiniert. Laut Datenblatt ist dies weder als Dual-Grafiklösung noch als umschaltbare Grafik vorgesehen. Auch wenn die AMD Vega 10 noch lange nicht an die 3D-Leistung separater Mittelklasse-Grafikchips herankommt, so schafft sie es zumindest hier und da Nvidias Geforce MX150 oder AMDs Radeon RX550 hinter sich zu lassen.

AMD Radeon Vega 10: Auszug der technischen Daten
  • AMD Radeon Vega 10 Graphics (HP EliteBook 755 G5)
  • Raven Ridge 14 nm
  • 201 MHz Grundtaktfrequenz
  • 1,30 GHz max. dynamische Grafikfrequenz
  • Max. Videospeicher der Grafik 1 GB (shared memory)
  • bis zu DDR4-2400
  • 2 Speicherkanäle
  • Max. Speicherbandbreite 34,1 GB/s
  • Videoausgang eDP/DP/HDMI
  • Max. Auflösung (HDMI 1.4) 4.096 x 2.304@30Hz
  • Max. Auflösung (HDMI 2.0) 4.096 x 2.304@60Hz
  • Max. Auflösung (DP) 4.096 x 2.304@60Hz
  • Max. Auflösung (eDP – integrierter Flachbildschirm) 4.096 x 2.304@60Hz
  • Unterstützung für DirectX 12
  • Anzahl der unterstützten Bildschirme 3
  • Produktseite
AMD Radeon Vega 10: Allgemeines

Entscheidend für die tatsächlich erzielbare Grafikperformance ist auch bei der AMD Radeon Vega 10 der im jeweiligen Notebook eingesetzte Arbeitsspeicher. Da die in den AMD-Ryzen-Prozessoren integrierte Grafik-Einheit keinen eigenen Videospeicher besitzt, bedient sie sich im Shared-Memory-Verfahren beim Arbeitsspeicher.

Dieser arbeitet in aktuellen AMD-Notebooks erstaunlicherweise oft im Single-Channel-Modus, da die Hersteller hier lediglich einen RAM-Riegel einsetzen. Um den deutlich schnelleren Dual-Channel-Modus aktivieren zu können, benötigt man einen zweiten RAM-Riegel. Der dafür notwendige Slot ist in den meisten Laptops vorhanden.

Beispiele bereits getesteter Notebooks mit AMD-Vega-10-Grafik:

AMD Radeon Vega 10: HP EliteBook 755 G5
Auszug der technischen Daten
  • AMD Ryzen 7 Pro 2700U 2,2 – 3,8 GHz
  • AMD Radeon Vega 10
  • 8 GB DDR4-2400-RAM (getestet mit 24 GB DDR4-2133-RAM)
  • 512 GB Toshiba XG5 PCIe-SSD
  • FullHD-UWVA-Display
  • Windows 10 Pro 64 bit
AMD Radeon Vega 10: Benchmarks

Die Leistungsfähigkeit der AMD Vega 10 ordnet sich in vielen Bereichen deutlich vor der bekannten Intel-Konkurrenz ein. Gerade bei 3D-Aufgaben sorgt das für etwas mehr Spielraum bei den Qualitätseinstellungen und der nutzbaren Auflösung.

DirectX

Beim 3DMark Cloud Gate (DX 9) werden mit Dual-Channel-RAM sehr gute 11.747 Punkte erzielt. Das reicht, um sich zum Beispiel deutlich vor Nvidias Geforce 930MX oder 940MX zu positionieren. Bei den DX11- und DX12-Sequenzen kann dieser Vorsprung zudem gut gehalten werden. Im Vergleich zur Intel UHD Graphics 630 werden fast doppelt so hohe Ergebnisse erreicht. Nvidias unterer Mittelklasse-Chip Geforce MX150 ist fast schon in Schlagweite.

Bei den Unigine-Heaven-Sequenzen wird zwar die gesamte Prozessor-Grafik-Konkurrenz ebenfalls deutlich geschlagen, der Abstand zu den dedizierten Lösungen wie AMD Radeon RX550 oder Nvidia Geforce MX150 wächst jedoch wieder etwas an.

OpenGL

Beim Cinebench-R15-64-bit-OpenGL-Shading liefert AMDs Vega 10, wie auch die Vega 8, eine äußerst bescheidene Vorstellung ab. Hier scheinen Abstimmung und Treiberunterstützung noch etwas Arbeit zu erfordern. Mit 32 fps im Single-Channel-Modus und 41 fps im Dual-Channel-Modus bleibt sie hinter den eigentlichen Möglichkeiten der Hardware zurück und muss sich auf dem Niveau der Intel UHD Graphics 620 (Lenovo ThinkPad T580) mit Single-Channel-RAM einordnen.

AMD Radeon Vega 10

OpenCL

Neben den typischen Grafikaufgaben, können Grafikchips per OpenCL-Schnittstelle auch für viele andere rechenintensive Aufgaben verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Konvertierungen, Bildbearbeitungsfilter, Videofilter, das Ver- und Entschlüsseln von Daten, Berechnungen im Rahmen der Finanzanalyse oder aufwendige Licht-Schattenberechnungen. Das Nutzen des Grafikchips für solche Aufgaben entlastet einerseits den Prozessor und sorgt andererseits aber auch für einen nicht unerheblichen Geschwindigkeitsschub.

In diesem Aufgabenfeld schafft es die AMD Radeon Vega 10 oft die Nvidia Geforce 930MX, die Nvidia Geforce MX150, die Nvidia Quadro M520 oder die AMD Radeon RX 550 zu schlagen.

Spiele

Im Spielebereich reicht es bei FullHD-Auflösung zwar nicht, um hier maximale Details und Qualitätseinstellungen nutzen zu können, dennoch laufen ältere und genügsamere Titel bei niedrigen und mittleren Einstellungen flüssig über den Schirm. Dazu gehören zum Beispiel Tomb Raider oder Dirt: Rally. Aktuellere und insbesondere hardwarefressende Spiele wie Total War: Warhammer 2 sind unter diesen Bedingungen wiederum so gut wie nicht spielbar. Hier muss man Auflösung und Effekte deutlich reduzieren.

AMD Radeon Vega 10

AMD Radeon Vega 10: Taktreduzierungen

Die Stabilität der Grafikleistung ist im Notebookbereich immer von dem konkret im jeweiligen Notebook verbauten Kühlsystem abhängig. Auch limitieren Hersteller hin und wieder gerne die Grafik- und oder CPU-Leistung bei Volllastszenarien, um vorgegebene thermische Grenzen (TDP) einhalten zu können.

Grundsätzlich hat sich in den bisherigen Tests bei Notebooks & Mobiles gezeigt, dass je größer das Gehäuse ausfällt und je effektiver das Kühlsystem arbeitet, desto stabiler und leistungsfähiger zeigt sich auch der Prozessor mitsamt Grafikeinheit.

Im HP EliteBook 755 G5 hat man für die integrierte Prozessorgrafik recht gute, aber nicht perfekte Voraussetzungen vorliegen. Das Kühlsystem hält sich beim Testgerät unter Volllast ziemlich zurück und scheint dadurch Leistungspotential zu verspielen. Beim Dauerbetrieb von Unigine Heaven taktet die AMD Vega 10 mit maximal 985 MHz und bei DIRT: Rally mit maximal 825 MHz.  Von den in den technischen Daten versprochenen 1.300 MHz ist man hier weit entfernt. Andere Notebookkonzepte mit abweichenden Kühlsystemen könnten durchaus leistungsfähiger agieren und die angegebenen Maximaltaktraten besser ausschöpfen.

Im Akkubetrieb arbeitet die AMD Vega 10 im HP EliteBook 755 G5 mit konstanten 400 MHz. Auch das könnte sich bei anderen Notebooks anders darstellen.

HP EliteBook 745 G5

AMD Radeon Vega 10: Fazit

AMDs Radeon Vega 10 im Ryzen 7 Pro 2700U ist eine AMD Radeon Vega 10leistungsfähige und zugleich sparsame Grafiklösung für eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Wichtige Videofunktionen, GPGPU-Berechnungen oder der Multimonitorbetrieb mit bis zu 3 Displays unterstützen viele typische Anwendungsgebiete und Business-Aufgaben. Mit der richtigen Schnittstelle (DisplayPort, HDMI 2.0) können UHD-Bildschirme mit 60 Hz angesteuert werden. Lediglich OpenGL-Aufgaben liegen dieser Grafikeinheit derzeit noch nicht.

Auch wenn die 3D-Leistung deutlich besser ausfällt, als bei der vergleichbaren Intel-Konkurrenz, so ist diese Lösung dennoch nur eingeschränkt für fordernde 3D-Spiele oder professionelle 3D-CAD-Konstruktionen geeignet. Unter dem Strich fehlt es auch hier einfach an der nötigen Rechenleistung.

Ein echtes Problem stellt das im anvisierten Einsatzgebiet als Home-Office- und Business-Lösung allerdings kaum ein Problem dar. Zum ambitionierten Spielen greift man eh von vorne herein zu einem Gaming-Notebook und CAD-Konstruktionen bleiben nach wie vor die Domäne der mobilen Workstations.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.