4. November 2024
GrafikchipNotebook

AMD Radeon RX 560 (Laptop) im Test

AMD Radeon RX 560. Der recht leistungsstarke Mittelklasse-Chip für Laptops stellt eine gelungene Alternative zu Nvidias Geforce GTX 1050 dar.

Seit einigen "Wochen ist in Gaming-Notebooks der 1.000-Euro-Klasse als Alternative zur Nvidia Geforce GTX 1050/1050TI auch AMDs mobile Radeon RX 560 zu finden. Als direkter Konkurrent versucht AMD im beliebten Mittelklasse-Segment nun wieder stärker Fuß zu fassen. Ob das tatsächlich gelingt, hängt nicht nur von der reinen Performance der Grafikeinheit, sondern auch von deren Verbreitung ab. Zum Testzeitpunkt ist die AMD Radeon RX 560 lediglich im Lenovo Legion Y520 erhältlich.

Von den technischen Daten her braucht sich AMDs Neuling nicht zu verstecken. Mit 1.024 Shader-Einheiten, einem Kerntakt von bis zu 1.202 MHz und 2 GB GDDR5-Grafikspeicher ist das Testmodell recht ansprechend aufgestellt. Eine Version mit 4 GB GDDR5-Grafikspeicher ist ebenfalls erhältlich und in manchen Konfigurationen des Lenovo Legion Y520 zu finden. Die maximale Leistungsaufnahme soll die 50-Watt-Grenze nicht übersteigen.

Auszug der technischen Daten AMD Radeon RX 560:

  • Polaris 21M XT/ 14-nm-Fertigung
  • Max. Kerntakt 1.202 MHz
  • Min. Kerntakt 214 MHz
  • 2,6 TFLOPS Gesamtleistung
  • 16 ROPs/ 64 TMUs
  • 1.024 Shader-Einheiten
  • 2 GB GDDR5 Grafikspeicher (Elpida)
  • 96 GB/s Speicherbandbreite
  • HDMI 2.0/ DisplayPort 1.2
  • DX 12
  • 50 Watt maximale Leistungsaufnahme
  • Herstellerseite

Auszug der technischen Daten des Testsystems:

  • Lenovo Legion Y520
  • Intel Core i5-7300HQ
  • 8 GB DDR4 RAM (Single-Channel)
  • AMD Radeon RX 560 (2 GB GDDR5)
  • 128-GB-PCIe-SSD + 1-TB-HDD
  • Win 10 Home 64 bit
  • Grafiktreiber 22.19.128.5 (Crimson 17.1.1) WHQL/ Win 10 64

Der ausführliche Testbericht zum Lenovo Legion Y520 ist bereits erschienen: Lenovo Legion Y520 im Test.

Bereits getestete AMD-Radeon-Grafikchips für Notebooks:

AMD Radeon RX 560 (Laptop): Benchmarks
DirectX

Bei den DirectX-Tests der 3DMark-Suite und den Unigine Heaven-4.0-Benchmarks fällt AMDs Radeon RX 560 deutlich hinter Nvidias Geforce GTX 1050 aus dem Acer Aspire VX15 zurück. Lediglich beim 3DMark Time Spy (DX12) kann sich die AMD-Lösung mit einigen Pünktchen vor den Nvidia-Konkurrenten setzen.

Einen nicht unerheblichen Einfluss dürften hier zwei augenfällige Unterschiede der Vergleichsgerät-Konfigurationen haben: Intel Core i5-7300HQ gegen Intel Core i7-7700HQ und 2 GB GDDR5 Grafikspeicher gegen 4 GB GDDR5 Grafikspeicher.

Mit weiter optimierten Treibern könnte AMD in den nächsten Wochen und Monaten vielleicht noch die eine oder andere Leistungsbremse lösen. Ob es letztlich reicht, um die Nvidia Geforce GTX 1050 einholen zu können, bleibt abzuwarten.

Weitere Vergleichswerte findet man in der umfangreichen Benchmarkliste mobiler Grafikchips.

AMD Radeon RX560

OpenGL

Beim Cinebench R15 64 bit OpenGL Shading kann sich die AMD Radeon RX560 mit 103 fps deutlich vor Nvidias Geforce GTX 1050 einordnen. Bis zur Nvidia Quadro P4000 fehlen hier gerade mal 3 fps.

AMD Radeon RX560

OpenGL (optimiert, Workstation-CAD)

Die Radeon RX 560 verfügt anders als die Modelle der AMD-Radeon-Pro-Serien über keine speziellen und für OpenGL-Aufgaben optimierten Profi-Treiber. Zudem fehlen hier wichtige Zertifizierungen, die ein problemloses Zusammenspiel mit professioneller Software offiziell garantieren.

Beim SPECviewperf.12-Benchmark werden die Bereiche CAD, CAM, Exploration und auch ein medizinisches MRT abgedeckt. Von optimierten Treibern profitieren hier insbesondere Programme wie Creo, Siemens NX oder Solidworks.

Beim SPECviewperf.12 wird der bei den Unigine-Heaven- und 3DMark-Tests gewonnene Eindruck weiter verstärkt. Während die OpenGL-Performance erstaunlich gut ausfällt, kann die AMD Radeon RX 560 bei den DirectX-Programmen kaum mehr an Nvidias Geforce GTX 1050 Anschluss halten. Das ist bei 3dsMax und Showcase, aber auch bei den sehr rechenlastigen Energy- und Medical-Tests der Fall. Andererseits reicht die Performance immer noch aus, um so manche Profikarte auszustechen. Bei Showcase ordnet sich die Radeon RX 560 zum Beispiel knapp vor der Nvidia Quadro M1200 ein.

Die besonders von OpenGL-Optimierungen profitierenden Programmen Creo, Siemens NX oder Solidworks sind normalerweise die Angstgegner von den Massenmarkt-Consumer-Grafikchips. Das gilt so jedoch nicht für die AMD Radeon RX 560. Gegenüber der Nvidia Geforce GTX 1050 schafft sie ungefähr 30% bis 300% höhere Frameraten und spielt zumindest in diesem Teilsegment in einer anderen Liga.

Insgesamt reicht die Leistungsfähigkeit der AMD Radeon RX560 aus, wenn auch hier und da nur knapp, die Workstation-Grafik Nvidia Quadro M620 in 6 von 9 Tests zu schlagen.

Weitere Vergleichswerte findet man in der umfangreichen Benchmarkliste für mobile Profichips.

OpenCL

Neben den typischen Grafikaufgaben, können Grafikchips per OpenCL-Schnittstelle auch für viele andere rechenintensive Aufgaben verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Konvertierungen, Bildbearbeitungsfilter, Videofilter, das Ver- und Entschlüsseln von Daten, Berechnungen im Rahmen der Finanzanalyse oder aufwendige Licht-Schattenberechnungen. Das Nutzen des Grafikchips für solche Aufgaben entlastet einerseits den Prozessor und sorgt andererseits aber auch für einen nicht unerheblichen Geschwindigkeitsschub.

Getestet habe ich die Radeon RX 560 mit dem OpenCL-Raytracing-Test Luxmark 2.0. In diesem Bereich erzielt die Test-GPU eine gute Performance und kann sich deutlich vor der Radeon Pro 455 aus Apples MacBook Pro 2016 setzen.

AMD Radeon RX560

Virtual Reality

Für mögliche VR-Aufgaben ist AMDs Radeon RX 560 laut dem erzielten VRMark-Ergebnis nicht geeignet. Mit 2919 Punkten im VRMark Orange fällt das Ergebnis über 2.000 Punkte niedriger aus als das der Nvidia Quadro P4000. Die AMD Radeon RX 580 erzielt hier zum Beispiel sehr gute 6.012 Punkte.

 

AMD Radeon RX560
Spiele

DeusEx: Mankind Divided

Der AMD-Gaming-Evolved-Titel bringt die AMD Radeon RX 560 (2 GB GDR5) auf Augenhöhe zur Nvidia Geforce GTX 1050 (4 GB GDDR5). Selbst in nativer Bildschirmauflösung huscht dieses fordernde Spiel flüssig über den Bildschirm. Eine Grenze stellen die hohen Qualitätseinstellungen dar, die mit 31 fps im Mittel ein Abfallen auf unter 20 fps beinhalten und dann für ein sichtliches Ruckeln sorgen.

Bei niedrigen, mittleren und hohen Qualitätseinstellungen kann man im Auswahlmenü bedenkenlos den Haken bei der DX12-Box setzen. Im Test erhält man im schlechtesten Fall gleich hohe Frameraten, bei niedrigen Einstellungen sogar fast 10 fps mehr. Die Ultra-Einstellungen unter DX12 überfordern die Radeon RX 560 schließlich. Noch mehr als eh schon der Fall sinken die erzielbaren fps erheblich ab.

Total War: Warhammer II

Der neueste Sproß der Strategie-Serie wartet mit einem modifizierten Gameplay und abermals gestiegenen Systemanforderungen auf. Je nach Spielsequenz ist die Grafik bei mittleren und niedrigen Einstellungen sehr dürftig und macht nicht viel her. Erst ab der hohen Auswahl zeigt sich ein recht ansehnliches Bild, das auch mittelfristig ausreichend versöhnlich stimmt. Für die Leistungsanforderungen bedeutet das natürlich nichts Gutes, denn die hohen Voreinstellungen liefern nur bei 1.366 x 768 Bildpunkten noch eine im Mittel ausreichend hohe Framerate ab.

Wie auch bei Deus Ex: Mankind Divided kann man bedenkenlos DX12 auswählen. Insbesondere bei niedrigen Einstellungen erhält man im Ergebnis einige Frames mehr, als unter DX 11.

AMD Radeon RX560

Tomb Raider, Grid:Autosport, Dirt Rally, Middle Earth: Shadow of Mordor, The Witcher 3

Bei den sonstigen Spieletests zeigt sich, dass die AMD Radeon RX 560 genügend Leistung generiert, um alle getesteten Spiele mit FullHD-Auflösung ruckelfrei auf den Bildschirm bringen zu können. Bei einigen Titeln wie Deus Ex: Mankind Divided oder The Witcher 3 wird man allerdings genötigt von hohen Qualitätseinstellungen auf mittlere oder niedrige Details zu wechseln.

Insgesamt kann bei den Spiele-Tests der durch die DirectX-Benchmarks suggerierte Leistungsunterschied zur Nvidia Geforce GTX 1050 nicht bestätigt werden. Je nach Spieletitel liegt mal die Nvidia-Lösung und mal die AMD Radeon RX 560 mit einigen fps vorne. Käme hier anstatt der AMD Radeon RX 560 mit 2 GB GDDR5 Grafikspeicher die Variante mit 4 GB zum Einsatz, könnte die AMD-Lösung deutlich öfter am Nvidia-Konkurrenten vorbeiziehen.

AMD Radeon RX 560 (Laptop): Taktreduzierungen

Die Stabilität der Grafikleistung ist im Notebookbereich immer von dem konkret im jeweiligen Notebook verbauten Kühlsystem abhängig. Auch limitieren Hersteller hin und wieder gerne die Grafik- und/ oder CPU-Leistung bei Volllastszenarien, um vorgegebene thermische Grenzen einhalten zu können.

Beim getesteten Lenovo Legion Y520 profitiert die AMD Radeon RX 560 von einem gut dimensionierten und leistungsfähigen Kühlsystem. Die Grafikeinheit hält laut HWinfo 64 konstant eine Taktrate von 1.202 MHz. Das ändert sich auch dann nicht, wenn dem Gaming-Notebook im Stresstest die volle Leistungsfähigkeit abverlangt wird. Erreicht die Hitzeentwicklung der Komponenten nach länger Lastphase die thermischen Grenzen, dann reduziert sich der Prozessortakt zeitweise auf 2,4 Ghz während der Grafiktakt unbeirrt mit 1.202 MHz weiter arbeitet.

AMD Radeon RX560 (Laptop)

AMD Radeon RX 560 (Laptop): Fazit

Die AMD Radeon RX 560 ist ein leistungsfähiger mobiler Grafikchip.AMD Radeon RX 560 (Laptop) Nach derzeitigem Stand kann diese Lösung ihr volles Potential am besten im Anwendungsbereich und bei OpenGL-Software ausschöpfen. Dann ist sie nicht nur in der Lage hier und da Nvidias Geforce GTX 1050 in die Schranken zu verweisen, sondern sogar so manchem Profichip Paroli zu bieten.

Obwohl die DirectX-Benchmarks recht ernüchternd ausfallen, zeigt sich die Spielperformance im praktischen Betrieb deutlich besser und liegt auf Augenhöhe mit der Nvidia Geforce GTX 1050 (4 GB GDDR5). Alle getesteten Spiele laufen bei FullHD-Auflösung ruckelfrei über den Bildschirm.

Wer sein Notebook nicht nur zum Spielen, sondern auch für leistungsfordernde Anwendungen benötigt, kann mit AMDs Radeon RX 560 nichts falsch machen. Selbst wenn man nur aufs Gaming aus ist, dürfte die überzeugende GPU zumindest als Alternative auf Augenhöhe eine gelungene Auswahloption darstellen.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.

2 thoughts on “AMD Radeon RX 560 (Laptop) im Test

  • Hallo Tobias,

    ein aufschlußreicher Bericht!
    Allerdings ist mein Anliegen/Nutzung damit noch nicht benannt. Ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Rechner PC od. Laptop für die RAW Bildbearbeitung. Wobei es sich hier allerdings um eine einfache Bearbeitung handelt: Öffnen der 36 MB Dateien, Schärfe, Kontrast, Farbangleichung…

    Bei ALDI wird zur Zeit ein Tower angeboten mit:
    AMD Ryzen 5 1600 6-Kern
    AMD Radeon RX 560 Graphik
    8 GB Ram
    etc.

    Wären die technischen Voraussetzungen hier für meine Belange gegeben, oder lieber die Finger weg von Discounter Ware und zum Fachhandel (teurer).

    Danke für eine Rückmeldung +/-

    Gruß Ralf

    • Ohne das System getestet zu haben, scheint es sich von den technischen Daten her um ein attraktives Angebot zu handeln. Das was für dein Vorhaben zumindest mittelfristig zu knapp ausfallen dürfte, sind der Arbeitsspeicher und das kleine Solid State Drive. Vermutlich lassen sich diese Komponenten, da es sich hier um ein Towergehäuse handelt, aber einfach aufrüsten. Geräuschentwicklung, Support, Verarbeitung usw. lassen sich so ohne Weiteres aber nicht abschätzen. 3 Jahre Garantie geben ein gewisses Maß an Sicherheit.

Kommentare sind geschlossen.