24. April 2024
Notebook

Lenovo ThinkPad P72 (Quadro P4200) im Test

Lenovo ThinkPad P72: Leistung

Das Lenovo ThinkPad P72 lässt sich vielfältig den individuellen oder unternehmerischen Bedürfnissen nach anpassen. Unterhalb eines i7- oder Xeon-6-Kern-Prozessors hat Lenovo allerdings keine CPU im Programm.

Die Grafikeinheiten decken dagegen nahezu die gesamte verfügbare Produktpalette der Nvidia Quadro-Serie ab. Von der Nvidia Quadro P600 bis hin zur Nvidia Quadro P5200 ist das Angebot sehr breit aufgefächert.

Der Arbeitsspeicher kann auf bis zu 128 GB in vier Steckplätzen ausgebaut werden. Xeon-CPUs lassen sich hier mit ECC-RAM (Fehlerkorrektur) kombinieren.

Im Massenspeicherbereich stehen zwei M.2-Slots mit PCIe-Schnittstelle und ein 2,5-Zoll-SATA-Schacht zur Verfügung. Im Lenovo Online-Shop lassen sich so bis zu 6 TB zusammenstellen. RAID-0- und RAID-1-Konfigurationen sind möglich.

Prozessor – Intel Xeon E-2176M

Im Testgerät ist der Intel Xeon E-2176M integriert. Dieser Prozessor verfügt über 6 echte Prozessorkerne und kann zusammen mit 6 weiteren virtuellen Kernen bis zu 12 Threads gleichzeitig abarbeiten. Hiervon profitieren vor allem Programme, die ihre Aufgaben auf möglichst viele Rechenkerne verteilen können. Der Maximaltakt erreicht bei Single-Thread-Aufgaben bis zu 4,40 GHz, ansonsten bewegt sich der Basistakt bei 2,7 GHz.

Die Testergebnisse zeigen, dass der Sechskerner sowohl bei Single-Thread- als auch bei Multi-Thread-Aufgaben eine hohe und zugleich ausgewogene Leistungsfähigkeit abliefert. Bei den Single-Thread-Tests erzielt die Xeon-CPU das Niveau eines übertakteten Intel-Core-i7-7820HK-Prozessors (4,2 GHz) und bei den Multi-Thread-Tests rennt nur AMDs Desktop-Prozessor Ryzen 7 1700 mit seinen 8 Kernen im Asus ROG Strix GL702ZC schneller.

Lenovo ThinkPad P72

Bei Dauerlastaufgaben pendelt sich der Intel Xeon E-2176M nach kurzer Zeit auf einem gleichbleibend konstanten Niveau mit einer Taktrate von um die 4 GHz ein. Beim Geekbench-CPU-Stresstest schlägt sich das in Ergebnissen von um die 20.300 Punkte nieder. Das reicht, um sich etwas vor dem Intel Xeon E-2176M aus dem Dell Precision 5530 positionieren zu können. In einer anderen Liga spielt in diesem Bereich nach wie vor der Desktop-Achtkerner AMD Ryzen 1700, der im Asus ROG Strix GL702ZC zum Einsatz kommt.

Lenovo ThinkPad P72

Grafik – Intel UHD Graphics P630 & Nvidia Quadro P4200

Das Kernelement einer mobilen Workstation stellt die auf professionelle Aufgaben hin ausgerichtete Grafikeinheit dar. Hier kommen spezielle Treiber mit OpenGL-Optimierungen, ein angepasstes BIOS und modifizierte Hardware zum Einsatz. Im Vergleich zu sonst üblichen Consumer-Grafikeinheiten der Geforce- und Radeon-Serien sollten die professionellen Grafikchips ihre Vorteile insbesondere im Dauerlastbetrieb und bei OpenGL-optimierten Profianwendungen aus dem CAD-Bereich ausspielen.

Im Testgerät kommt Nvidias Quadro P4200 Max-Q mit 8 GB GDDR5-Grafikspeicher zum Einsatz. Diese Modell ist von der Grundausrichtung her für einen Einsatz in großen 17-Zoll-Workstations vorgesehen. Mit einem 256 bit breiten Speicherbus, 2.304 CUDA-Kernen und einer Kerntaktrate von bis zu 1.480 MHz darf man hier eine besonders hohe Leistungsfähigkeit erwarten. Lediglich Nvidias Quadro P5200 dürfte noch schneller rennen.

Die Nvidia Quadro P4200 kommt in der Max-Q-Ausführung und arbeitet im Nvidia-Optimus-Verbund mit der integrierten Intel UHD Graphics P630 zusammen. Durch ein Umschalten zwischen den Grafikchips hat man entweder die leistungsstarke Profi-Grafik oder die besonders sparsame Prozessor-Grafik zur Verfügung. Im Mobilbetrieb kommt das vor allem den Akkulaufzeiten zugute.

Benchmarkergebnisse

Die Testergebnisse der Nvidia Quadro P4200 fallen insgesamt sehr gut aus. Bei den DirectX-Benchmarks 3DMark Time Spy und Unigine Heaven 4.0 (Extreme) werden zum Beispiel 5.335 Punkte und 96 fps erzielt. Damit sollten sich auch anspruchsvollere Spieletitel bei FullHD-Auflösung flüssig wiedergeben lassen.

Beim SPECviewperf.13-Benchmark werden die Bereiche CAD, CAM, Exploration und auch ein medizinisches MRT abgedeckt. Hier kann die Nvidia Quadro P4200 ebenfalls glänzen und die bisher getesteten Profi-Chips mit großem Vorsprung schlagen.

Lenovo ThinkPad P72

Für VR-Aufgaben stellt die Nvidia Quadro P4200 Max-Q ebenfalls genügend Leistung zur Verfügung. Beim VRMark Orange erzielt das Testgerät sehr gute 6.158 Punkte.

Lenovo ThinkPad P72

Massenspeicher – Lenovo 512 GB PCIe-SSD

Im Testgerät setzt Lenovo augenscheinlich ein Solid State Drive aus eigenem Hause ein. Das 512-GB-Solid-State-Drive ist im M.2-Format gehalten, mit einer PCIe-Schnittstelle ausgestattet und nutzt das NVMe-Protokoll. Im Test erreicht dieses Laufwerk Leseraten von bis zu 3.478 MB/s (QD32) und Schreibraten von bis zu 1.634 MB/s (QD32).

Alternativ sind hier ansonsten M.2-SSDs mit einer Kapazität von bis zu 2 TB in Lenovos Online-Konfigurator auswählbar. Auch RAID-Konfigurationen oder ein 2,5-Zoll-Laufwerk können bei der Massenspeicherkonfiguration mit einbezogen werden.

Systemleistung – SPECwpc 2.1

Der SPECwpc 2.1 ermittelt unter Einbeziehung professioneller Anwendungen die Systemleistung von Workstations. Hier zeigt sich das Lenovo ThinkPad P72 in der Testkonfiguration recht gut aufgestellt, obwohl die Arbeitsspeicherkonfiguration im Single-Channel-Modus nicht optimal ausfällt. Auch ein Massenspeicher-RAID-Verbund konnte noch positive Impulse erzeugen.

Lenovo ThinkPad P72

Benchmarkergebnisse im Überblick
Lenovo ThinkPad P72 32 GB RAM & PCIe-SSD
Prozessor  Single-Core  Multi-Core
Cinebench R15 64 bit 185 cb 1.032 cb
Geekbench 3.3.0 64 bit 4.198 Punkte 21.687 Punkte
System Single-Core Multi-Core
PCMark 8 Home (Akku) 3.704 Punkte (3.148 Punkte)
PCMark 10 5.085 Punkte
Massenspeicher Lesen Schreiben
Crystal Disk Mark QD32 3.487 MB/s 1.634 MB/s
Crystal Disk Mark sequ. 2.566 MB/s 1.630 MB/s
Grafik HD Basic HD+ Extreme
Unigine Heaven 4.0 218 fps 96 fps
Cinebench R15 OpenGL 154 fps
Cloud Gate – 3DMark 28.760 Punkte
Night Raid – 3DMark 30.749 Punkte
Firestrike – 3DMark 13.909 Punkte
Time Spy – 3DMark 5.335 Punkte
VR-Mark Orange 6.158 Punkte
Vergleichswerte CPU CPU-Benchmarkliste
Vergleichswerte GPU GPU-Benchmarkliste
Lenovo ThinkPad P72: Emissionen
Betriebsgeräusch & Hitzeentwicklung

Das Lenovo ThinkPad ist trotz seiner potenten Ausstattung von der Grundcharakteristik ein sehr leises und ausreichend kühles Arbeitsgerät. Dank Nvidia Optimus wird für wenig fordernde Alltagsaufgaben lediglich die im Prozessor integrierte Intel UHD Graphics P630 genutzt, sodass sowohl die Hitze- als auch die Geräuschentwicklung sehr zurückhaltend ausfallen. Bei einfachen Internet- und Büroaufgaben hat das Lenovo ThinkPad P72 im Test lautlos agiert. Die Gehäusetemperaturen bewegen sich dabei im niedrigen 30-Grad-Bereich.

Wird auf der anderen Seite vom Rechenboliden die verfügbare Leistung abgerufen, so hält sich auch in diesem Zustand der Schalldruckpegel mit 38,6 dB(A) bis 41,5 dB(A) angenehm zurück. Die Oberflächentemperatur erreicht am Unterboden nach über einer Stunde Stresstest maximal 48,6 °C und zwischen Tastatur und Bildschirm 47,2 °C. Einschränkungen sind hierdurch nicht zu erwarten.

Messungen im Überblick
Emissionen – Lenovo ThinkPad P72 Schalldruckpegel
Leerlauf (Energiesparmodus, minimale Displayhelligkeit) Lautlos
Büro (PCMark 8 Battery Test, 190 cd/m², ausbalanciert) Lautlos
WLAN-Streaming (190 cd/m², ausbalanciert) Lautlos
Kühl & Leise 29,6 dB(A)
Unigine Heaven 38,6 – 41,5 dB(A)
Geekbench Stresstest 35,4 dB(A)
Stresstest (maximale Displayhelligkeit) 38,6 – 41,5 dB(A)

Das sonore Lüftergrundrauschen ist von der CharakteristikLenovo ThinkPad P72 her wenig aufdringlich. Hochfrequente Nebengeräusche oder pulsierende Drehzahländerungen sind beim Testgerät nicht aufgetreten.

Lenovo bietet im Lenovo Vantage Tool einige Möglichkeiten auf das Lüfterverhalten und die Kühlleistung Einfluß zu nehmen. Die Einstellung Kühl & Leise sorgt zum Beispiel für einen ständig laufenden Lüfter, der dann einen Schalldruckpegel von 29,6 dB(A) erzeugt.

Die Leistungsfähigkeit wird dann allerdings herabgesetzt. Beim PCMark 8 werden zum Beispiel nur noch 3.148 Punkte anstatt 3.704 Punkte erzielt.

Lenovo ThinkPad P72: Stromverbrauch
Leistungsaufnahme

Das Lenovo ThinkPad P72 kann in der Testkonfiguration Lenovo ThinkPad P72sehr sparsam, aber auch sehr stromhungrig auftreten. Welcher Zustand vorliegt, hängt von den beauftragten Arbeiten ab. Bei wenig fordernden Büro- und Internetaufgaben kommt die mobile Workstation bei angepassten Einstellungen problemlos mit unter 10 Watt aus.

Das steigert sich sobald man rechenintensive Prozessorberechnungen oder aufwendige 3D-Projekte angeht. Bei reiner Prozessorlast genehmigt sich das System bis zu 93 Watt und bei gleichzeitiger Grafiklast kommen in der Spitze bis zu 171 Watt zustande.

Das Netzteil ist mit einer Nennleistung von 230 Watt spezifiziert und bietet damit noch Einiges an Reserven.

Energieverbrauch – Lenovo ThinkPad P72 Leistungsaufnahme Akkulaufzeit
Leerlauf (Energiesparmodus, Display aus) 2,9 Watt
Leerlauf (Energiesparmodus, minimale Displayhelligkeit) 4,5 Watt
Leerlauf (Energiesparmodus, maximale Displayhelligkeit) 9,2 Watt
Büro (PCMark 8 Battery Test, 190 cd/m², ausbalanciert) 6,9 – 93 Watt 5:21 h
WLAN-Streaming (190 cd/m², ausbalanciert) 8,0 – 10,2 Watt 12:27 h
Geekbench Stresstest 52 – 93 Watt
Stresstest (Unigine Heaven & Geekbench Stresstest) 143 – 171 Watt
SPECviewperf.13 1:28 h
Leerlauf Akku-Ladezeit (190 cd/m²) 1:59 h
99-Wh-Lithium-Ionen-Akku, 230-Watt-Netzteil
Akkulaufzeiten

Um praxisgerechte Akkulaufzeiten sicherstellen zu können, stattet Lenovo die 17-Zoll-Workstation mit einem 99-Wh-Akku aus. Da das angesichts des hohen Stromverbrauchs unter Volllast nicht alleine ausreicht, wird im Akkubetrieb auch die Leistungsfähigkeit beschränkt. Nur so hält die Workstation beim SPECviewperf.13 (190 cd/m² Displayhelligkeit, Nvidia Quadro, ausbalanciertes Profil) noch moderate 1:28 Stunden lang durch.

Bei weniger fordernden Aufgaben zahlt sich Nvidias Optimus-Technologie aus, die hier Intels UHD Graphics P630 anstatt der stromhungrigen Nvidia Quadro P4200 zum Einsatz bringt. Das sorgt zum Beispiel mit 12:27 Stunden für sehr lange Akkulaufzeiten beim WLAN-TV-Streaming (190 cd/m², ausbalanciertes Profil) oder respektable 5:21 Stunden beim PCMark-Battery-Test (190 cd/m², ausbalanciertes Profil).

Für das Laden des Akkus benötigt das 230-Watt-Netzteil knapp 2 Stunden, was die volle Einsatzbereitschaft wieder relativ schnell herstellt.

Lenovo ThinkPad P72

Lenovo ThinkPad P72: Fazit

Das Lenovo ThinkPad P72 ist eine leistungsstarke mobile Lenovo ThinkPad P72Workstation mit vielen sehr guten Eigenschaften. Hier bekommt der Anwender nicht nur eine Rechen- und Grafikleistung auf Spitzenniveau geboten, sondern erhält ein rundum gelungenes Gesamtkonzept.

Die Gehäusequalität, die Schnittstellenausstattung, die Emissionen, die Eingabegeräte und die verhältnismäßig guten mobilen Eigenschaften flankieren gekonnt die professionelle Gesamtausrichtung. Dass hier auch die Konfigurations-, Wartungs- und Garantieoptionen ganz und gar auf die hohen Ansprüche der Workstation-Kundschaft ausgerichtet sind, gehört in dieser Geräteklasse schon lange zum guten Ton.

Lenovo ThinkPad P72Meckern kann man dennoch über ein, zwei Kleinigkeiten. So präsentiert sich das gute FullHD-IPS-Display bei den Grundeigenschaften zwar mehr als überzeugend, für ein professionelles Arbeiten reicht die Farbdarstellung insgesamt dann aber doch nicht aus. Ebenfalls einschränkend, zeigt sich die Leistungsfähigkeit des Speicherkarten-Lesegeräts, das schnelle UHS-II-Medien unnötig ausgebremst.

Unter dem Strich gefällt das Lenovo ThinkPad P72 nicht nur mit seinem runden Gesamtkonzept, sondern auch mit einer vergleichsweise fairen Preisgestaltung.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.