Notebook

Lenovo ThinkPad P72 (Quadro P4200) im Test

Arbeitstier. Das Lenovo ThinkPad P72 ist eine ausgewachsene mobile Workstation im 17-Zoll-Format. Hier gibt es Leistung, Schnittstellen und Ausstattungsmöglichkeiten satt.

Mobile Workstations sind besonders leistungsstark ausgelegte Arbeitsgeräte im Notebook-Format. Die hier anvisierte Kundschaft zeigt sich regelmäßig überaus anspruchsvoll. Lange Garantiezeiten, bestmögliche Zuverlässigkeit, professionelle Zertifizierungen, besonders robust ausgelegte Gehäuse und weitreichende Service- und Supportoptionen gehören hier einfach zum guten Ton. Die in Architekturbüros, Entwicklungsabteilungen oder Forschungsinstituten eingesetzten Rechner müssen einfach funktionieren und sollten möglichst geringe Ausfallzeiten aufweisen.

Das Lenovo ThinkPad P72 spielt in dieser Königsklasse gewohnt routiniert auf und kann von einer langen ThinkPad-Tradition profitieren. Das 17 Zoll große Notebook kommt im Vergleich zu manch anderem Workstation- oder Gaming-Konkurrenten noch recht schlank daher, kann aber mit einer Vielzahl möglicher Komponenten bestückt werden.

Der Einstieg gelingt im Lenovo Online-Shop derzeit mit knapp 2.000 Euro. Dafür erhält der Kunde im Wesentlichen einen Intel Core i7-8750H, eine professionelle Nvidia-Quadro-P600-Grafik, ein 256-GB-Solid-State-Drive, 8 GB RAM und ein FullHD-IPS-Display.

Das Testgerät ist im Gegensatz dazu deutlich leistungsstärker ausgestattet, kostet mit knapp 4.300 Euro aber auch schon mehr als das Doppelte. Hier findet man schließlich einen Intel Xeon E-2176M, eine professionelle Nvidia Quadro P4200, 32 GB RAM und ein Solid State Drive mit 512 GB Kapazität.

Wer die Ausstattungsliste des Lenovo ThinkPad P72 noch weiter ausreizt, schafft es problemlos an der 10.000-Euro-Marke anzuklopfen.

 

Lenovo ThinkPad P72: Auszug der technischen Daten
Model Lenovo ThinkPad P72
Preis ca. 4.300 Euro Lenovo Online Shop
Farbe Dunkelgrau
Prozessor Intel Xeon E-2176M, 6 Kerne (12 Threads), 2,7 GHz – 4,4 GHz, 12 MB Cache, 45 Watt TDP
Grafik Nvidia Quadro P4200 (8 GB GDDR5, 256 bit) & Intel UHD Graphics P630
Arbeitsspeicher 32 GB DDR4-2666-RAM, Single-Channel, 3 Steckplätze frei
Massenspeicher Lenovo, M.2-PCIe-SSD mit 512 GB, gesteckt
Display 15,6-Zoll-IPS-Display, Auflösung: 1.920 x 1.080 Bildpunkte, matt, 16:9, 141 ppi, LEN4121, LP173WF4-SPF7
Betriebssystem & Software Windows 10 Professional for Workstations 64 bit
BIOS-Version N2CET41W (1.24)
Anschlüsse & Erweiterung 2 x Thunderbolt 3 (Typ C, DisplayPort, 40 Gbit/s), 4 x USB 3.1 Gen.1 Typ A (5 Gbit/s),  1 x 3,5-mm-Klinke Audio in/out, SDXC-Speicherkarten-Lesegerät, HDMI 2.0, 1 x Mini-DisplayPort 1.4
Kommunikation Intel Dual Band Wireless-AC 9560 2 x 2 Intel vPro, Bluetooth 5.0, Dual-Array-Mikrofon, HD-720p-Webcam/ Inrarotkamera, Gigabit-Ethernet
Audio Intel Cannon Lake-H/S – High Definition Audio Controller, 2 Stereo-Lautsprecher
Eingabegeräte Chiclet-Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung (2-stufig), Touchpad, Trackpoint
Sicherheit Bios- und Systempasswörter, dTPM 2.0, Kensington-Kabel-Schloss-Vorbereitung, Fingerabdruck-Lesegerät, Infrarotkamera (Gesichtserkennung, Windows Hello)
Batterie & Stromversorgung 99-Wh-Lithium-Ionen-Akku (intern), 230-Watt-Netzteil
Zubehör
Abmessungen & Gewicht 416 (B) x 281 (T) x 31 (H) mm, Testgewicht 3,35 kg & Netzteil 960 g
Herstellergarantie 3 Jahre Herstellergarantie mit Vor-Ort-Service
Leihsteller Lenovo Deutschland
Informationen zum Testgerät Produktseite, Benutzerhandbuch, Hardware Maintenance Manual, PSREF
Lenovo ThinkPad P72: Garantie

Wie für diese Geräteklasse üblich, kommt das Lenovo ThinkPad standardmäßig mit einer dreijährigen Herstellergarantie. Ein Vor-Ort-Service ist bereits enthalten. Die Aufpreise für mögliche Garantie- und Service-Erweiterungen halten sich angesichts der Produktpositionierung erfreulich zurück. Eine Verlängerung auf 5 Jahre Vor-Ort-Service ist bereits für 259 Euro zu haben und eine Erweiterung auf 5 Jahre Premier Support (priorisierte Abarbeitung am nächsten Arbeitsstag) fällt mit 532 Euro ebenfalls moderat aus.

Lenovo ThinkPad P72: Gehäuse

Das Gehäuse des Lenovo ThinkPad P72 kommt im typischen ThinkPad-Outfit. Dunkles Business-Grau gepaart mit praxisorientiert zurückhaltender Gestaltung, dürfte vielen Anwendern im professionellen Bereich sehr entgegenkommen. Obwohl die aktuelle Revision gegenüber dem Lenovo ThinkPad P71 fast 400 Gramm Gewicht verloren hat, gibt es an der Gehäusequalität nichts zu mäkeln. Handballenablage und Tastatur liegen fest auf, die Displayscharniere packen fest zu und die Verwindungssteifigkeit erreicht ein sehr hohes Niveau.

Am Unterboden befinden sich vier üppig dimensionierte Gummifüße, die für einen sicheren Stand sorgen. Die im Inneren verbauten Komponenten können komfortabel über eine große Wartungsklappe am Unterboden erreicht werden. Welche Arbeiten man hier als Anwender durchführen darf und wie man dann am besten vorgeht, ist im ausführlichen Hardware Maintenance Manual zum Lenovo ThinkPad P72 beschrieben. Wie gehabt sollte man sich im Vorfeld von Arbeiten in Eigenregie über die geltenden Garantiebedingungen informieren.

Absolut gesehen erscheint das Testgewicht von 3,35 kg auf den ersten Blick vielleicht etwas hoch, im Vergleich mit dem Dell Precision 7730 (3,17 kg Herstellerangabe) oder dem HP ZBook 17 (ab 3,2 kg Herstellerangabe) sind jedoch kaum Unterschiede festzustellen. Für das 230-Watt-Netzteil muss man allerdings noch mal knapp 1 kg Zusatzgewicht einplanen. Dank der vergleichsweise hervorragenden Akkulaufzeiten, kann man das Netzteil je nach Aufgabenstellung hin und wieder aber gefahrlos zu Hause oder im Büro zurücklassen.

Lenovo ThinkPad P72: Ausstattung

Die große 17-Zoll-Workstation hat im Vergleich zum Vorgänger nicht nur beim Gewicht abgespeckt, sondern auch so manche Komponente über Bord geworfen. Das eingebaute Colorimeter ist nicht mehr erhältlich, exotische Schnittstellen können nicht mehr per ExpressCard/34-Erweiterungen ergänzt werden und auch das optische Laufwerk wurde aus dem ThinkPad P72 verbannt.

Lenovo hat sich hier auf aktuelle Schnittstellen konzentriert und liefert mit Thunderbolt 3 und HDMI 2.0 zwei leistungsstarke Anschlussmöglichkeiten aus. Ergänzt werden diese durch vier USB-3.1-Gen.1 im Typ-A-Format, Gigabit-LAN, einen kombinierten Audio-Port (Mikrofon/Lautsprecher) und einen Mini-DisplayPort 1.4.

Das Speicherkarten-Lesegerät kommt zwar noch im klassischen SD-Format arbeitet im Gegensatz zu dem im Lenovo ThinkPad P71 verbauten Modell nur nach dem UHS-I-Standard und bremst damit schnelle Speicherkarten unnötig aus. Im Test hat Lexars Professional UHS-II 2000x, die für über 200 MB/s gut ist, gerade mal 84 MB/s übertragen.

Keine Blöße geben sich die Thunderbolt-3-Ports, die im Zusammenspiel mit DeLocks Thunderbolt 3 External Portable SSD bis zu 2.511 MB/s übertragen haben. Per USB 3.1 Gen.1 sind um die 450 MB/s möglich.

Schnittstellenperformance
Lenovo ThinkPad P72 Transferraten in MB/s
Speicherkarten-Lesegerät, Lexar Professional UHS-II 2000x (SDXC 128 GB) 84 Lesen/ 66 Schreiben
USB 3.1 Gen. 1 Typ C, Samsung Portable SSD T3 (250 GB) 444Lesen/ 454 Schreiben
USB 3.1 Gen. 2 Typ C, Sandisk Extreme 900 (480 GB) 681 Lesen/ 741 Schreiben
Thunderbolt 3, DeLock TB3 External Portable SSD (480 GB) 2.511 Lesen/ 1.472 Schreiben
Ansteuerung Viewsonic VP 2780-4k 3.840 x 2.160 @ 60 Hz ja
Latenzen: Testlaufzeit 28 Minuten (Funk, Netzwerk an) 665 µs
Maximale Lautstärke Audio (Pink Noise Datei) 72,7 dB(A)
Subjektive Audioqualität Höhenlastig, flach, mäßige Mitten & Bässe, minimale Verzerrung bei max. Lautstärke
Maximale unterbrechungsfreie Bluetooth-Reichweite mit JBL Flip 4 20 m
Erreichbarkeit BIOS Enter => F1
Sicherheit

Die Sicherheitsausstattung fällt beim Lenovo ThinkPad P72 wie sich das für ein gelungenes Business-Notebook auch gehört sehr umfangreich aus. Ein diskretes Trusted Platform Modul, ein Fingerabdruck-Lesegerät, ein Solid State Drive mit Unterstützung des Opal-2.0-Standards und eine Gesichtserkennung per Infrarotkamera ergänzen die üblichen BIOS- und System-Kennwortsicherungen. Ein Smartcard-Lesegerät und NFC sind ebenfalls verfügbar, beim Testgerät aber nicht integriert.

Audio

Die im Testgerät integrierten Lautsprecher reichen für weniger anspruchsvolle Basisaufgaben aus, erreichen aber qualitativ und lautstärketechnisch schnell ihre Grenzen. Die Maximal-Lautstärke fällt mit maximal 72,7 dB(A) recht bescheiden aus und tendiert in diesem Bereich zum Verzerren. Das verbessert die eh schon höhenlastige Grundabstimmung mit wenig Volumen und mäßigen Mitten und Bässen nicht.

Externe Lautsprecherlösungen können zum Beispiel per USB, Bluetooth oder 3,5-mm-Klinke angebunden werden. Das sorgt für eine hörbare Qualitätssteigerung.

Für das Lösen von Echtzeit-Audioaufgaben bringt das Testgerät sehr gute Voraussetzungen mit. Das Tool LatencyMon zeigt nach 28 Minuten Testlaufzeit Latenzen von maximal 665 µs an. Das liegt weit unterhalb der kritischen Grenze von 1.000 µs, sodass man hier keine Aussetzer, Synchronisationsfehler oder Knackgeräusche befürchten muss.

Lenovo ThinkPad P72: Eingabegeräte
Tastatur

Die Tastatur des Lenovo ThinkPad P72 verfügt in weiten Teilen über normal große Tasten im 19-mm-Raster. Das Gehäuse bietet genügend Platz, um problemlos einen separaten Nummernblock unterbringen zu können. Das nutzt vor allem Anwendern, die mit langen Zahlenreihen arbeiten müssen, rückt die Haupttastatur aber auch asymmetrisch nach Links. Mit mittlerem Hub, gut definiertem Druckpunkt und zurückhaltendem Anschlagsgeräusch ist diese Eingabe von den Eigenschaften her uneingeschränkt vielschreibertauglich.

Die Belegung der traditionell vertauschten FN- und Strg-Tasten kann im BIOS oder per Lenovo Vantage Tool geändert werden. Erfreulich: Lenovo bleibt seiner Linie treu und versucht nicht die Pfeiltasten in eine Zeile zu quetschen.

Die im Testgerät integrierte Tastaturbeleuchtung verfügt über zwei Helligkeitsstufen, kann aber auch ganz ausgeschaltet werden. Die Tastaurbeleuchtung gehört beim Lenovo ThinkPad P72 nicht zwingend zum Lieferumfang. Vorkonfigurierte Modellvarianten ohne Tastaturbeleuchtung sind daher denkbar.

Touchpad, Trackpoint

Das Touchpad verfügt über eine Eingabefläche von 100 x 60 mm und bietet damit angenehme Ausmaße für Mehrfingergesten. Die Gleiteigenschaften gefallen und die Reaktionsfreudigkeit zeigt sich sehr gut. Wie der sehr gut funktionierende Trackpoint verfügt auch das Touchpad über separate Maustasten, die tadellos reagieren.

Displays mit Finger- oder Stiftbedienung sind für das Lenovo ThinkPad P72 nicht vorgesehen.

Lenovo ThinkPad P72: Display

Das Lenovo ThinkPad P72 ist mit zwei verschiedenen Displays erhältlich die über eine matte Oberfläche verfügen. Der im Testgerät verbaute FullHD-IPS-Bildschirm (1.920 x 1.080 Bildpunkte) soll eine maximale Helligkeit von 300 cd/m² erreichen, 72 % des NTSC-Farbraums abdecken und einen Kontrast von 800:1 abliefern.

Alternativ bietet Lenovo noch ein 4k-UHD-IPS-Display (3.840 x 2.160 Bildpunkte) das eine Helligkeit von 400 cd/m², 100 % des AdobeRGB-Farbraums und einen Kontrast von 1.000:1 bieten soll. Bildschirme mit Digitizer- oder Touchfunktion hat Lenovo nicht im Programm.

Displayhelligkeit
Schwarzbild
Keine PWM
Blickwinkelstabilität
Pixelstruktur
82 % sRGB-Farbraum
Helligkeit & Kontrast

Das im Testgerät verbaute FullHD-IPS-Panel von LG-Philips erreicht eine maximale Helligkeit von 355 cd/m². Diese fällt zu den Ecken hin auf bis zu 317 cd/m² ab, was zu einer Ausleuchtung von guten 89 % führt. Beim Schwarzbild sind einige Aufhellungen an den Displayrändern zu erkennen.

Die Helligkeit lässt sich wie gewohnt über die 11 vordefinierten Windows-Stufen oder in den Display-Einstellungen prozentgenau regulieren. Helligkeitsstufe 7 liefert zum Beispiel 148 cd/m² und Helligkeitsstufe 8 190 cd/m².

Der gemessene Schwarzwert beträgt 0,277 und sorgt für einen guten Kontrast von 1.281:1.

Farbraum & Farbgenauigkeit

Die Gesamtheit der darstellbaren Farben fällt zwar insgesamt überdurchschnittlich hoch aus, da der Grün-Gelb- und der Magenta-Bereich zu Lasten des Orange-Rot- und Blau-Cyan-Bereichs überrepräsentiert sind, reicht es nur für eine sRGB-Farbraum-Abdeckung von 82,74 Prozent.

Die Farbgenauigkeit genügt auch nach einer Profilierung nicht für professionelle Aufgaben im Grafik-, Foto- oder Videobereich. Das durchschnittliche DeltaE 2000 von 3,5 und das maximale DeltaE 2000 von 8,7 weichen in zu vielen Fällen zu stark von den Zielwerten ab. Mit einer Profilierung können aber zumindest der im Auslieferungszustand auftretende Rotstich neutralisiert und die Graustufen- und Farbwiedergabe optimiert werden. Insgesamt liefert das Display eine subjektiv natürliche Darstellung ab.

Display Auslieferungszustand.
Display profiliert.
Displaymessungen im Überblick
Display – Lenovo ThinkPad P72 15,6-Zoll-IPS-Display, matt, 16:9, LEN4121, LP173WF4-SPF7
Entspiegelung matte Oberfläche
Eingabemöglichkeiten
Auflösung 1.920 x 1.080 Bildpunkte, 141 ppi
minimale Helligkeit 3,2 cd/m²
ca. 150 cd/m² Helligkeitsstufe 7 148 cd/m²
ca. 200 cd/m² Helligkeitsstufe 8 190 cd/m²
maximale Helligkeit 355 cd/m²
maximale Helligkeit Displaymitte/ Akku/ profiliert 355 cd/m²// 355 cd/m²// 352 cd/m²
Helligkeitsstufen Displaymitte 3,2-16-30-44-58-83-111-148-190-264-355 (in cd/m²)
Schwarzwert Displaymitte (profiliert) 0,277 cd/m² (0,237 cd/m²)
Ausleuchtung 89 %
sRGB-Farbraumabdeckung 82 %
AdobeRGB-Farbraum
P3-Farbraum
Kontrast Displaymitte (profiliert) 1.281:1 (1.485:1)
mittleres DeltaE 2000 (profiliert) 4,1 (3,5)
maximales DeltaE 2000 (profiliert) 10,1 (8,7)
Helligkeitsregulierung durch Pulsweitenmodulation (PWM) Kein Einsatz von PWM feststellbar
Displaybesonderheiten Homogenes Schwarzbild mit erkennbaren Aufhellungen an den Displayrändern
Das Display wurde mit Portrait Displays Spectracal Calman Software vermessen und ausgewertet. Ausführlicher Artikel zu Calmans Farbanalyse-Software. Messgerät: Spektralfotometer x-rite i1 Basic Pro 2.

Lenovo ThinkPad P72: Leistung

Das Lenovo ThinkPad P72 lässt sich vielfältig den individuellen oder unternehmerischen Bedürfnissen nach anpassen. Unterhalb eines i7- oder Xeon-6-Kern-Prozessors hat Lenovo allerdings keine CPU im Programm.

Die Grafikeinheiten decken dagegen nahezu die gesamte verfügbare Produktpalette der Nvidia Quadro-Serie ab. Von der Nvidia Quadro P600 bis hin zur Nvidia Quadro P5200 ist das Angebot sehr breit aufgefächert.

Der Arbeitsspeicher kann auf bis zu 128 GB in vier Steckplätzen ausgebaut werden. Xeon-CPUs lassen sich hier mit ECC-RAM (Fehlerkorrektur) kombinieren.

Im Massenspeicherbereich stehen zwei M.2-Slots mit PCIe-Schnittstelle und ein 2,5-Zoll-SATA-Schacht zur Verfügung. Im Lenovo Online-Shop lassen sich so bis zu 6 TB zusammenstellen. RAID-0- und RAID-1-Konfigurationen sind möglich.

Prozessor – Intel Xeon E-2176M

Im Testgerät ist der Intel Xeon E-2176M integriert. Dieser Prozessor verfügt über 6 echte Prozessorkerne und kann zusammen mit 6 weiteren virtuellen Kernen bis zu 12 Threads gleichzeitig abarbeiten. Hiervon profitieren vor allem Programme, die ihre Aufgaben auf möglichst viele Rechenkerne verteilen können. Der Maximaltakt erreicht bei Single-Thread-Aufgaben bis zu 4,40 GHz, ansonsten bewegt sich der Basistakt bei 2,7 GHz.

Die Testergebnisse zeigen, dass der Sechskerner sowohl bei Single-Thread- als auch bei Multi-Thread-Aufgaben eine hohe und zugleich ausgewogene Leistungsfähigkeit abliefert. Bei den Single-Thread-Tests erzielt die Xeon-CPU das Niveau eines übertakteten Intel-Core-i7-7820HK-Prozessors (4,2 GHz) und bei den Multi-Thread-Tests rennt nur AMDs Desktop-Prozessor Ryzen 7 1700 mit seinen 8 Kernen im Asus ROG Strix GL702ZC schneller.

Bei Dauerlastaufgaben pendelt sich der Intel Xeon E-2176M nach kurzer Zeit auf einem gleichbleibend konstanten Niveau mit einer Taktrate von um die 4 GHz ein. Beim Geekbench-CPU-Stresstest schlägt sich das in Ergebnissen von um die 20.300 Punkte nieder. Das reicht, um sich etwas vor dem Intel Xeon E-2176M aus dem Dell Precision 5530 positionieren zu können. In einer anderen Liga spielt in diesem Bereich nach wie vor der Desktop-Achtkerner AMD Ryzen 1700, der im Asus ROG Strix GL702ZC zum Einsatz kommt.

Grafik – Intel UHD Graphics P630 & Nvidia Quadro P4200

Das Kernelement einer mobilen Workstation stellt die auf professionelle Aufgaben hin ausgerichtete Grafikeinheit dar. Hier kommen spezielle Treiber mit OpenGL-Optimierungen, ein angepasstes BIOS und modifizierte Hardware zum Einsatz. Im Vergleich zu sonst üblichen Consumer-Grafikeinheiten der Geforce- und Radeon-Serien sollten die professionellen Grafikchips ihre Vorteile insbesondere im Dauerlastbetrieb und bei OpenGL-optimierten Profianwendungen aus dem CAD-Bereich ausspielen.

Im Testgerät kommt Nvidias Quadro P4200 Max-Q mit 8 GB GDDR5-Grafikspeicher zum Einsatz. Diese Modell ist von der Grundausrichtung her für einen Einsatz in großen 17-Zoll-Workstations vorgesehen. Mit einem 256 bit breiten Speicherbus, 2.304 CUDA-Kernen und einer Kerntaktrate von bis zu 1.480 MHz darf man hier eine besonders hohe Leistungsfähigkeit erwarten. Lediglich Nvidias Quadro P5200 dürfte noch schneller rennen.

Die Nvidia Quadro P4200 kommt in der Max-Q-Ausführung und arbeitet im Nvidia-Optimus-Verbund mit der integrierten Intel UHD Graphics P630 zusammen. Durch ein Umschalten zwischen den Grafikchips hat man entweder die leistungsstarke Profi-Grafik oder die besonders sparsame Prozessor-Grafik zur Verfügung. Im Mobilbetrieb kommt das vor allem den Akkulaufzeiten zugute.

Benchmarkergebnisse

Die Testergebnisse der Nvidia Quadro P4200 fallen insgesamt sehr gut aus. Bei den DirectX-Benchmarks 3DMark Time Spy und Unigine Heaven 4.0 (Extreme) werden zum Beispiel 5.335 Punkte und 96 fps erzielt. Damit sollten sich auch anspruchsvollere Spieletitel bei FullHD-Auflösung flüssig wiedergeben lassen.

3DMark
Cinebench
Unigine Heaven

Beim SPECviewperf.13-Benchmark werden die Bereiche CAD, CAM, Exploration und auch ein medizinisches MRT abgedeckt. Hier kann die Nvidia Quadro P4200 ebenfalls glänzen und die bisher getesteten Profi-Chips mit großem Vorsprung schlagen.

Für VR-Aufgaben stellt die Nvidia Quadro P4200 Max-Q ebenfalls genügend Leistung zur Verfügung. Beim VRMark Orange erzielt das Testgerät sehr gute 6.158 Punkte.

Massenspeicher – Lenovo 512 GB PCIe-SSD

Im Testgerät setzt Lenovo augenscheinlich ein Solid State Drive aus eigenem Hause ein. Das 512-GB-Solid-State-Drive ist im M.2-Format gehalten, mit einer PCIe-Schnittstelle ausgestattet und nutzt das NVMe-Protokoll. Im Test erreicht dieses Laufwerk Leseraten von bis zu 3.478 MB/s (QD32) und Schreibraten von bis zu 1.634 MB/s (QD32).

Alternativ sind hier ansonsten M.2-SSDs mit einer Kapazität von bis zu 2 TB in Lenovos Online-Konfigurator auswählbar. Auch RAID-Konfigurationen oder ein 2,5-Zoll-Laufwerk können bei der Massenspeicherkonfiguration mit einbezogen werden.

Systemleistung – SPECwpc 2.1

Der SPECwpc 2.1 ermittelt unter Einbeziehung professioneller Anwendungen die Systemleistung von Workstations. Hier zeigt sich das Lenovo ThinkPad P72 in der Testkonfiguration recht gut aufgestellt, obwohl die Arbeitsspeicherkonfiguration im Single-Channel-Modus nicht optimal ausfällt. Auch ein Massenspeicher-RAID-Verbund konnte noch positive Impulse erzeugen.

Benchmarkergebnisse im Überblick
Lenovo ThinkPad P72 32 GB RAM & PCIe-SSD
Prozessor Single-Core Multi-Core
Cinebench R15 64 bit 185 cb 1.032 cb
Geekbench 3.3.0 64 bit 4.198 Punkte 21.687 Punkte
System Single-Core Multi-Core
PCMark 8 Home (Akku) 3.704 Punkte (3.148 Punkte)
PCMark 10 5.085 Punkte
Massenspeicher Lesen Schreiben
Crystal Disk Mark QD32 3.487 MB/s 1.634 MB/s
Crystal Disk Mark sequ. 2.566 MB/s 1.630 MB/s
Grafik HD Basic HD+ Extreme
Unigine Heaven 4.0 218 fps 96 fps
Cinebench R15 OpenGL 154 fps
Cloud Gate – 3DMark 28.760 Punkte
Night Raid – 3DMark 30.749 Punkte
Firestrike – 3DMark 13.909 Punkte
Time Spy – 3DMark 5.335 Punkte
VR-Mark Orange 6.158 Punkte
Vergleichswerte CPU CPU-Benchmarkliste
Vergleichswerte GPU GPU-Benchmarkliste
Lenovo ThinkPad P72: Emissionen
Betriebsgeräusch & Hitzeentwicklung

Das Lenovo ThinkPad ist trotz seiner potenten Ausstattung von der Grundcharakteristik ein sehr leises und ausreichend kühles Arbeitsgerät. Dank Nvidia Optimus wird für wenig fordernde Alltagsaufgaben lediglich die im Prozessor integrierte Intel UHD Graphics P630 genutzt, sodass sowohl die Hitze- als auch die Geräuschentwicklung sehr zurückhaltend ausfallen. Bei einfachen Internet- und Büroaufgaben hat das Lenovo ThinkPad P72 im Test lautlos agiert. Die Gehäusetemperaturen bewegen sich dabei im niedrigen 30-Grad-Bereich.

Wird auf der anderen Seite vom Rechenboliden die verfügbare Leistung abgerufen, so hält sich auch in diesem Zustand der Schalldruckpegel mit 38,6 dB(A) bis 41,5 dB(A) angenehm zurück. Die Oberflächentemperatur erreicht am Unterboden nach über einer Stunde Stresstest maximal 48,6 °C und zwischen Tastatur und Bildschirm 47,2 °C. Einschränkungen sind hierdurch nicht zu erwarten.

Messungen im Überblick
Emissionen – Lenovo ThinkPad P72 Schalldruckpegel
Leerlauf (Energiesparmodus, minimale Displayhelligkeit) Lautlos
Büro (PCMark 8 Battery Test, 190 cd/m², ausbalanciert) Lautlos
WLAN-Streaming (190 cd/m², ausbalanciert) Lautlos
Kühl & Leise 29,6 dB(A)
Unigine Heaven 38,6 – 41,5 dB(A)
Geekbench Stresstest 35,4 dB(A)
Stresstest (maximale Displayhelligkeit) 38,6 – 41,5 dB(A)

Das sonore Lüftergrundrauschen ist von der Charakteristik her wenig aufdringlich. Hochfrequente Nebengeräusche oder pulsierende Drehzahländerungen sind beim Testgerät nicht aufgetreten.

Lenovo bietet im Lenovo Vantage Tool einige Möglichkeiten auf das Lüfterverhalten und die Kühlleistung Einfluß zu nehmen. Die Einstellung Kühl & Leise sorgt zum Beispiel für einen ständig laufenden Lüfter, der dann einen Schalldruckpegel von 29,6 dB(A) erzeugt.

Die Leistungsfähigkeit wird dann allerdings herabgesetzt. Beim PCMark 8 werden zum Beispiel nur noch 3.148 Punkte anstatt 3.704 Punkte erzielt.

Lenovo ThinkPad P72: Stromverbrauch
Leistungsaufnahme

Das Lenovo ThinkPad P72 kann in der Testkonfiguration sehr sparsam, aber auch sehr stromhungrig auftreten. Welcher Zustand vorliegt, hängt von den beauftragten Arbeiten ab. Bei wenig fordernden Büro- und Internetaufgaben kommt die mobile Workstation bei angepassten Einstellungen problemlos mit unter 10 Watt aus.

Das steigert sich sobald man rechenintensive Prozessorberechnungen oder aufwendige 3D-Projekte angeht. Bei reiner Prozessorlast genehmigt sich das System bis zu 93 Watt und bei gleichzeitiger Grafiklast kommen in der Spitze bis zu 171 Watt zustande.

Das Netzteil ist mit einer Nennleistung von 230 Watt spezifiziert und bietet damit noch Einiges an Reserven.

Energieverbrauch – Lenovo ThinkPad P72 Leistungsaufnahme Akkulaufzeit
Leerlauf (Energiesparmodus, Display aus) 2,9 Watt
Leerlauf (Energiesparmodus, minimale Displayhelligkeit) 4,5 Watt
Leerlauf (Energiesparmodus, maximale Displayhelligkeit) 9,2 Watt
Büro (PCMark 8 Battery Test, 190 cd/m², ausbalanciert) 6,9 – 93 Watt 5:21 h
WLAN-Streaming (190 cd/m², ausbalanciert) 8,0 – 10,2 Watt 12:27 h
Geekbench Stresstest 52 – 93 Watt
Stresstest (Unigine Heaven & Geekbench Stresstest) 143 – 171 Watt
SPECviewperf.13 1:28 h
Leerlauf Akku-Ladezeit (190 cd/m²) 1:59 h
99-Wh-Lithium-Ionen-Akku, 230-Watt-Netzteil
Akkulaufzeiten

Um praxisgerechte Akkulaufzeiten sicherstellen zu können, stattet Lenovo die 17-Zoll-Workstation mit einem 99-Wh-Akku aus. Da das angesichts des hohen Stromverbrauchs unter Volllast nicht alleine ausreicht, wird im Akkubetrieb auch die Leistungsfähigkeit beschränkt. Nur so hält die Workstation beim SPECviewperf.13 (190 cd/m² Displayhelligkeit, Nvidia Quadro, ausbalanciertes Profil) noch moderate 1:28 Stunden lang durch.

Bei weniger fordernden Aufgaben zahlt sich Nvidias Optimus-Technologie aus, die hier Intels UHD Graphics P630 anstatt der stromhungrigen Nvidia Quadro P4200 zum Einsatz bringt. Das sorgt zum Beispiel mit 12:27 Stunden für sehr lange Akkulaufzeiten beim WLAN-TV-Streaming (190 cd/m², ausbalanciertes Profil) oder respektable 5:21 Stunden beim PCMark-Battery-Test (190 cd/m², ausbalanciertes Profil).

PCMark 8 Battery Test
WLAN-TV-Streaming
Effizienzwertung

Für das Laden des Akkus benötigt das 230-Watt-Netzteil knapp 2 Stunden, was die volle Einsatzbereitschaft wieder relativ schnell herstellt.

Lenovo ThinkPad P72: Fazit

Das Lenovo ThinkPad P72 ist eine leistungsstarke mobile Workstation mit vielen sehr guten Eigenschaften. Hier bekommt der Anwender nicht nur eine Rechen- und Grafikleistung auf Spitzenniveau geboten, sondern erhält ein rundum gelungenes Gesamtkonzept.

Die Gehäusequalität, die Schnittstellenausstattung, die Emissionen, die Eingabegeräte und die verhältnismäßig guten mobilen Eigenschaften flankieren gekonnt die professionelle Gesamtausrichtung. Dass hier auch die Konfigurations-, Wartungs- und Garantieoptionen ganz und gar auf die hohen Ansprüche der Workstation-Kundschaft ausgerichtet sind, gehört in dieser Geräteklasse schon lange zum guten Ton.

Meckern kann man dennoch über ein, zwei Kleinigkeiten. So präsentiert sich das gute FullHD-IPS-Display bei den Grundeigenschaften zwar mehr als überzeugend, für ein professionelles Arbeiten reicht die Farbdarstellung insgesamt dann aber doch nicht aus. Ebenfalls einschränkend, zeigt sich die Leistungsfähigkeit des Speicherkarten-Lesegeräts, das schnelle UHS-II-Medien unnötig ausgebremst.

Unter dem Strich gefällt das Lenovo ThinkPad P72 nicht nur mit seinem runden Gesamtkonzept, sondern auch mit einer vergleichsweise fairen Preisgestaltung.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.

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Tobias Winkler

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