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Lenovo ThinkPad E15 Gen.2 AMD (Ryzen 5 4500U) im Test

Potenter Business-Einsteiger. Das Lenovo ThinkPad E15 Gen.2 AMD ist ein schlankes und preiswert ausgerichtetes Business-Laptop. Mit AMD-Ryzen-CPUs der Renoir-Familie und aktualisiertem Gehäuse will es an den erfolgreichen Vorgänger Lenovo ThinkPad E595 anknüpfen.

Lenovos ThinkPads der E-Serie sind in erster Linie für die Arbeit in kleinen und mittleren Unternehmen vorgesehen. Die Qualitäten die gute Business-Laptops oft mitbringen, lassen jedoch immer öfter auch Heimanwender zu dieser Alternative greifen.

Während das Lenovo ThinkPad E14 mit Intel-Ausstattung vor einigen Monaten einen eher durchwachsenen Eindruck hinterlassen hat, liegt nun alle Hoffnung auf der AMD-Variante.

Das Lenovo ThinkPad E15 Gen.2 AMD verkörpert eine günstige Möglichkeit in Lenovos ThinkPad-Serie einzusteigen. Das Testgerät ist mit einem AMD Ryzen 5 4500U, 16 GB DDR4-RAM, einem 512-GB-Solid State Drive und einem FullHD-IPS Display ausgestattet. Die Preise beginnen für diese Konfiguration zum Testzeitpunkt bei gut 750 Euro.

Lenovo gewährt für das ThinkPad E15 Gen.2 AMD standardmäßig 1 Jahr Herstellergarantie mit Depot-Service. Erweiterungen sind in vielfältigen Varianten erhältlich. So bekommt man zum Beispiel eine Verlängerung auf 3 Jahre inklusive Vor-Ort-Service für etwa 110 Euro.

Das Testgerät Lenovo ThinkPad E15 AMD G2 wurde mir für diesen Test freundlicherweise leihweise von notebooksbilliger.de (Werbung) zur Verfügung gestellt.

Gehäuse

Lenovos ThinkPad E15 Gen.2 verfügt über ein Kunststoffgehäuse im typischen ThinkPad-Schwarz. Der Displaydeckel besteht aus Aluminium und verleiht dem Bildschirm eine gute Stabilität. Druckfestigkeit und Verwindungssteifigkeit fallen insgesamt gut aus und die einzelnen Bauteile sind ordentlich zusammengefügt.

Mit einem Gewicht von etwa 1,7 kg und recht schlanken Linien trägt es auch unterwegs nicht zu dick auf. Das Gehäuse erfüllt laut PSREF Tests nach dem MIL-STD-810G und liefert damit eine der nicht unwichtigen Business-Anforderungen.

Am Unterboden finden sich keine separaten Wartungsöffnungen. Lenovo gibt im Hardware Maintenance Manual aber ausführliche Hinweise zum Öffnen des Gehäuses und zum Austausch der Komponenten. Vor Arbeiten in Eigenregie sollte man sich wie gehabt über die gültigen Garantiebedingungen informieren.

Ausstattung

An Schnittstellen bietet Lenovo unter anderem Gigabit-Ethernet, HDMI, USB 3.2 Gen.1 im Typ-A- und Typ-C-Format und USB 2.0 im Typ-A-Format. Für kabellose Verbindungen stehen Wi-Fi-6-WLAN (Intel AX200) und Bluetooth 5.0 zur Verfügung.

ThinkShutter
Fingerabdruck-Leser

Der 720p-Infrarot-Kamera hat Lenovo eine Webcam-Blende (ThinkShutter) spendiert und das Fingerabdruck-Lesegerät ist im Start-Button integriert. Wi-Fi 6, Infrarot-Kamera und Fingerabdruck-Lesegerät sind nicht bei jeder E15-Konfiguration enthalten.

Die USB-3.2-Anschlüsse (ehemals USB 3.1 Gen.1 und USB 3.0) übertragen Daten mit bis zu 419 MB/s (Crucial X8 1 TB). USB 2.0 limitiert dagegen bei 43 MB/s. Schnellere USB-Standards, Thunderbolt 3, ein LTE-Modem oder ein Speicherkarten-Lesegerät hat die Serie nicht zu bieten.

Rechte Seite
Linke Seite

Nachteilig zeigt sich auch bei diesem E-Modell der vom Netzanschluss blockierte USB Typ C. Mit angeschlossenem Netzteil ist dieser Port ohne Dockingstation oder Portreplikator für andere Aufgaben nicht nutzbar.

Immerhin stellt sich der von Lenovo mal wieder als HDMI 1.4b bezeichnete Display-Anschluss als HDMI 2.0 heraus und kann so alternativ die Ansteuerung hochauflösender 4k-Displays mit 60 Hz übernehmen.

Eingabegeräte

Die ThinkPad-Tastatur ist wie gewohnt mit hervorragenden Eigenschaften ausgestattet. Mittlerer Hub, klar definierter Druckpunkt und ein leises Anschlagsgeräusch gehören dazu. Die Pfeiltasten sind ausreichend groß und wichtige Direktfunktionen sind als FN-Kombination in der F-Tasten-Leiste ausgeführt.

Der separate Ziffernblock sorgt dafür, dass das Clickpad an der Space-Taste ausgerichtet nach Links wandert. Endlich ist nun auch das AMD-Modell mit einer Tastaturbeleuchtung zu haben.

Das 100 x 69 mm große Clickpad verfügt über gute Gleiteigenschaften und eine zuverlässige Reaktion. Die darüber liegenden Tasten gehören zum roten TrackPoint, der schon lange als Markenzeichen der ThinkPads gilt. Mit etwas Eingewöhnung bekommt man hiermit eine Präzise Eingabe-Alternative zu Maus oder Touchpad geboten.

Tastatur
ClickPad & TrackPoint
Display

Das Testgerät ist mit einem matten FullHD-IPS-Display (1.920 x 1.080 Bildpunkte) ausgestattet. Es bietet mit einer Punktdichte von 141 ppi eine angenehm feine Auflösung. Ansonsten hat Lenovo noch ein FullHD-TN-Display im Programm, das aufgrund der schlechten vertikalen Blickwinkelstabilität, geringerer Helligkeit und niedrigerem Kontrast aber keine empfehlenswerte Alternative darstellt.

Modelle mit Touchfunktion, 4k-Auflösung oder besonders umfangreichen Farbräumen sind nicht erhältlich.

Displayhelligkeit
57 % sRGB-Farbraum

Im Testgerät ist ein Panel von LG Philips (LP156WFC-SPD1) eingesetzt, das eine maximale Helligkeit von 269 cd/m² und einen Schwarzwert von 0,237 cd/m² erzielt. Der Kontrast beträgt 1.135:1.

Die Ausleuchtung erreicht sehr gute 90 %. Helligkeitsstufe 9 liefert 220 cd/m² und Helligkeitsstufe 7 139 cd/m².

Die Farbdarstellung kommt im Auslieferungszustand mit einem leichten Cyanstich. Mit einer Profilierung können der Weißpunkt korrigiert, die Graustufenauflösung und einzelne Farbwerte minimal verbessert werden. Auf die generelle Farbgenauigkeit hat das aber keinen Einfluß.

Die Gesamtheit der darstellbaren Farben deckt ca. 57 % des sRGB-Farbraums ab. Mit einem maximalen DeltaE 2000 von 18 eignet sich diese Displaylösung nicht für Aufgaben, die eine hohe Farbgenauigkeit erfordern.

Leistung

Leistungsmäßig müssen sich Anwender beim Lenovo ThinkPad E15 mit AMD-Ausstattung keine Sorgen machen. Lenovo sieht hier den Vierkerner AMD Ryzen 3 4300U, den Sechskerner AMD Ryzen 5 4500U oder die beiden Achtkerner AMD Ryzen 7 4700U und AMD Ryzen 7 4800U (16 Threads) vor.

Für die Grafikausgabe zeichnet jeweils die im Prozessor integrierte AMD Radeon Graphics verantwortlich. Eine dedizierte Grafiklösung bietet Lenovo nicht an. Bis zu 24 GB Arbeitsspeicher und bis zu zwei M.2-PCIe-SSDs mit je 4 Datenleitungen komplettieren die Leistungssektion.

Prozessor

Der im Testgerät eingesetzte AMD Ryzen 5 4500U findet sich jetzt schon in vielen AMD-Notebooks wieder. Er verfügt über 6 Rechenkerne, arbeitet bis zu 6 Threads gleichzeitig ab und erreicht eine maximale Taktfrequenz von 4,0 GHz. Die reguläre Verlustleistung beziffert AMD mit 15 Watt.

Der im Lenovo ThinkPad E15 eingesetzte Ryzen 5 bestätigt die bereits gewonnenen Ergebnisse aus dem Acer Swift 3 SF314-42 und dem Acer Aspire 5 A515-44. Beim Cinebench R15 erreicht die Konfiguration 174 Punkte beim Single-Thread-Test und 896 Punkte beim Multi-Thread-Test.

Arbeitsspeicher

Der Arbeitsspeicher kann je nach Konfiguration laut Lenovo bis zu 24 GB betragen. 4 GB oder 8 GB des Arbeitsspeichers sind beim ThinkPad E15 Gen.2 AMD immer aufgelötet und der Rest wird über einen RAM-Slot ergänzt.

Beim Testgerät sind 8 GB verlötet und ein zusätzliches 8 GB-Modul verdoppelt den Arbeitsspeicher auf insgesamt 16 GB. Der DDR4-3200-Arbeitsspeicher läuft im schnelleren Dual-Channel-Modus.

Grafikchip

Als Grafikeinheit kommt die in den Prozessoren integrierte AMD Radeon Graphics zum Einsatz. Je nach Prozessor unterscheidet sich die Anzahl der integrierten GPU-Kerne. Im AMD Ryzen 5 4500U verfügt die Grafikeinheit über 6 GPU-Kerne, die mit einer Taktfrequenz von bis zu 1,5 GHz arbeiten.

Beim 3DMark Night Raid reicht das für 10.852 Punkte und beim Unigine Heaven Basic für 46 fps. Damit bestätigt diese Grafiklösung die Positionierung im Spitzenfeld integrierter CPU-Grafikchips.

Massenspeicher

Das Testgerät verfügt über eine gute Massenspeicherkapazität von 512 GB brutto. Das reicht nicht nur für das System, einige Programme und Dateien, sondern bietet auch für die Zukunft noch etwas an Reserven. Wem das nicht reicht, der kann im zweiten M.2-Slot noch ein zusätzliches Laufwerk einsetzen.

Im Testgerät befindet sich eine recht flotte Toshiba (jetzt KIOXIA) BG4. Diese M.2-2242-PCIe-Lösung liefert Übertragungsraten von bis zu 2.248 MB/s beim Lesen und 1.487 MB/s beim Schreiben (beides QD32).

Emissionen

Das Testgerät arbeitet im Leerlauf oder bei wenig Last in der Regel lautlos. Bei Aufgaben wie der Textverarbeitung oder der Video-Wiedergabe meldet sich der Lüfter nicht. Bei mittlerer Rechenlast erzeugt das ThinkPad einen Schalldruckpegel von 31,2 dB(A) und bei Volllast bis zu 33,1 dB(A).

Hochfrequente oder sonstige störende Nebengeräusche hat das Testgerät nicht verursacht.

Das leise Betriebsgeräusch kann das Lenovo ThinkPad E15 allerdings nicht so souverän wegstecken, wie das Acer Swift 3 SF314-42 oder das Acer Aspire 5 A515-44. Nach einer Stunde Volllast (Kühlung im Leistungsmodus) erwärmt sich der Bereich oberhalb der Tastatur auf bis zu 52,1 °C. Am Unterboden fällt die Temperatur mit 61,1 °C nochmals deutlich höher aus.

Damit wird das Lenovo ThinkPad im gleichen Szenario etwa 10 °C wärmer, als das Vorgängermodell Lenovo ThinkPad E595 mit AMD Ryzen 7 3700U. Beim regulären Einsatz auf dem Schreibtisch sind dadurch zwar noch keine Einschränkungen zu erwarten, dennoch scheint das Kühlsystem nun ähnlich wie bei der E-Serie mit Intel-CPUs grenzwertig schwach ausgelegt zu sein.

Akkulaufzeiten

Das Testgerät ist mit einem 45-Wh-Akku bestückt. Alternative Akkugrößen bietet Lenovo nicht an. Dank relativ niedriger Verbrauchswerte von 3,2 Watt (Leerlauf, Display aus) bis 50,3 Watt (Stresstest, maximale Displayhelligkeit) sind das gute Voraussetzungen, um praxisgerechte Akkulaufzeiten erreichen zu können. Das Netzteil ist mit einer Nennleistung von 65 Watt spezifiziert und ist damit ausreichend dimensioniert.

Beim PCMark 8 Battery Test (220 cd/m²) hält das Testgerät 4:04 Stunden lang durch und die Video-Wiedergabe (220 cd/m²) endet nach 9:20 Stunden. Für das komplette Wiederaufladen des Akkus muss man 1:46 Stunden einplanen. Nach 23 Minuten Ladezeit sind 44 % Akkukapazität verfügbar und nach 52 Minuten 84 %.

PCMark 8 Battery Test
Video-Wiedergabe
Besonderheiten

Die Testkonfiguration gefällt mit umfangreicher Business-Ausstattung: Mattierte Displayoberfläche, TPM, Fingerabdruck-Lesegerät, Infrarot-Kamera mit ThinkShutter, Tastaturbeleuchtung, TrackPoint und HDMI 2.0.

Die Stromversorgung über den einzigen USB Typ C erweist sich jedoch als stark einschränkend, das nun fehlende Speicherkarten-Lesegerät schmerzt und die Oberflächentemperaturen unter Volllast zeigen sich grenzwertig.

Lenovo ThinkPad E15 Gen.2 AMD: Fazit

Lenovo hat mit dem ThinkPad E15 Gen.2 AMD in diesem Test den guten Eindruck des Lenovo ThinkPad E595 bestätigt. Für eine sehr gute Bewertung reicht es letztlich nicht, da Lenovo zwar einerseits willkommene Verbesserungen eingeführt, andererseits aber auch einschränkende Rückschritte vollzogen hat.

Die Rechen- und Grafikleistung zeigt sich dank AMD Renoir auf Premium-Niveau, die Akkulaufzeiten fallen ausdauernd aus und das Betriebsgeräusch agiert gewohnt zurückhaltend.

Trotz relativ günstiger Produktpositionierung können das Gehäuse und die Eingabegeräte als sehr gut eingestuft werden. Hier wird wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass man nun nicht mehr auf die Tastaturbeleuchtung, ein Fingerabdruck-Lesegerät oder eine Infrarot-Kamera verzichten muss.

Im Gegenzug hat Lenovo allerdings das Speicherkarten-Lesegerät und einen USB-Port gestrichen. Zudem können die Oberflächen-Temperaturen unter Volllast ein grenzwertiges Niveau erreichen.

Keine Hand hat Lenovo an die ungünstige Art der Stromversorgung oder die Displayqualität angelegt. Wie stark diese Einschränkungen von den Nutzern gewichtet werden, dürfte letztlich von den individuellen Bedürfnissen und Arbeitsumgebungen abhängig sein.

Angesichts der soliden Business-Eigenschaften fällt die Preisgestaltung angenehm fair aus. Die kurze Herstellergarantie von 1 Jahr mit Einsende-Rücksende-Service kann relativ günstig verlängert oder erweitert werden.

Das Testgerät Lenovo ThinkPad E15 AMD G2 wurde mir für diesen Test freundlicherweise leihweise von notebooksbilliger.de (Werbung) zur Verfügung gestellt.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.

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Tobias Winkler

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