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Intel UHD Graphics 620 (Laptop) im Test

Kaby Lake Refresh. Die Intel UHD Graphics 620 ist eine sparsame und dennoch leistungsstarke Prozessorgrafik, die sich als Teil von Intels 8. Prozessorgeneration in vielen neu aufgelegten Notebooks wiederfindet.

Auf einen dedizierten Grafikchip aus den Häusern AMD und Nvidia kann man heutzutage in vielen Fällen leicht verzichten. Abgesehen von aufwendigen 3D-Berechnungen im Spiele- und Konstruktionsbereich, bringen im Prozessor integrierte Grafiklösungen in der Regel genügend Leistung und Fähigkeiten mit, um die meisten Alltagsaufgaben souverän abarbeiten zu können.Da sich nahezu in jeder mobilen Intel-CPU auch ein entsprechender Grafikprozessor befindet, gehören die Intel-Grafikchips generell zu den meistverkauften Lösungen überhaupt.

Die derzeit erhältlichen mobilen Intel-Core-i-CPUs der 8. Prozessorgeneration sind alle mit der gleichen Grafikeinheit bestückt: Datenblatt Intel Core i7-8550U mit Intel UHD Graphics 620

Die Intel UHD Graphics 620 ist in verschiedenen ULV-Prozessoren der Kaby-Lake-Refresh-Generation integriert.

In allen Fällen teilen sich Prozessoreinheit und Grafik die gemeinsame Thermal Design Power von 15 Watt. Diese kann je nach Notebook-Konzept und Hersteller auf 10 Watt abgesenkt oder 25 Watt angehoben werden. Ansonsten sind die Grafikspezifikationen der Intel UHD Graphics 620 in allen oben genannten Prozessorvarianten identisch. Zudem sind im Datenblatt keine Unterschiede zum Vorgängermodell Intel HD Graphics 620 festzustellen. Lediglich die Unterstützung der langsameren DDR3-Speichertypen ist entfallen.

Auszug der technischen Daten
  • Grundtaktfrequenz 300 MHz
  • Max. dynamische Grafikfrequenz 1.10 GHz
  • Max. Videospeicher der Grafik 32 GB (shared memory)
  • Speichertypen DDR4-2400, LPDDR3-2133
  • Max. Anzahl der Speicherkanäle 2
  • Max. Speicherbandbreite 34,1 GB/s
  • Videoausgang
  • eDP/DP/HDMI/DVI
  • Max. Auflösung (HDMI 1.4) 4.096 x 2.304 @ 24Hz
  • Max. Auflösung (DP) 4.096 x 2.304 @ 60Hz
  • Auflösung (eDP – integrierter Flachbildschirm) 4.096 x 2.304 @ 60Hz
  • Unterstützung für DirectX 12
  • OpenGL Unterstützung 4.4
  • Intel Quick-Sync-Video
  • Intel Clear-Video-HD-Technologie
  • Clear-Video-Technik Ja
  • Anzahl der unterstützten Bildschirme 3

Entscheidend für die tatsächlich erzielbare Grafikperformance ist der im jeweiligen Notebook eingesetzte Arbeitsspeicher. Da die im Prozessor integrierte Intel UHD Graphics 620 wie auch die Vorgängergenerationen keinen eigenen Grafikspeicher besitzt, bedient sie sich im Shared-Memory-Verfahren beim Arbeitsspeicher. Dieser kann als LPDDR3 oder DDR4 verbaut werden. Neben diesen standardbedingten Takt-und Leistungsunterschieden ist ebenfalls von Bedeutung, ob beide zur Verfügung stehenden Speicherkanäle genutzt werden.

Bei verlötetem RAM ist man hier meist auf die Herstellerangabe angewiesen, bei regulären Steckplätzen kann man dies leicht an der Bestückung erkennen. Sind beide Speicherslots belegt, so arbeitet das System im schnellen Dual-Channel-Modus. Ist dagegen nur ein RAM-Modul eingesteckt, so wird auch nur ein Speicherkanal genutzt, was die 3D-Leistung um etwa 25 bis 30 % reduziert. In der Regel lässt sich dieses Manko recht einfach durch das Einstecken eines zweiten RAM-Riegels beheben.

Beispiele bereits getesteter Notebooks mit Intel UHD Graphics 620:

Acer Aspire 5 A515
Intel Core i5-8250U, Intel UHD Graphics 620 (Single-Channel)

Dell Inspiron 17 2-in-1 7000 (7773)
Intel Core i7-8550U, Intel UHD Graphics 620 (Dual-Channel)
Hier gehts zum ausführlichen Testbericht!

Die Intel UHD Graphics 620 zeigt in den bisherigen Tests, dass sie die Hardwaremöglichkeiten deutlich besser ausschöpfen kann, als der Vorgänger Intel HD Graphics 620. Trotz identischem Datenblatt liefern die bisherigen Testgeräte bei vergleichbarer Speicherbestückung etwa 10 bis 30 Prozent bessere Testergebnisse ab. Je nach Testsequenz ist das zwar auch der gesteigerten CPU-Performance zu verdanken, dennoch lässt sich ein Teil der gesteigerten Dynamik auch der Grafikeinheit zuordnen. In einigen Tests reicht es sogar, um der dedizierten Nvidia Geforce 940MX (2 GB GDDR5) die Rücklichter zu zeigen.

Dell Inspiron 17 2-in-1 7773
Acer Aspire 5 A515
Intel UHD Graphics 620: Benchmarks

Die grundsätzliche Leistungsfähigkeit der Prozessorgrafik schwankt aufgrund der oben beschriebenen Shared-Memory-Problematik je nach Notebook-Konfiguration recht stark. Zudem sind immer auch die jeweiligen Gehäuseverhältnisse, das Kühlsystem und die Lüftersteuerung nicht zu unterschätzende Parameter, die Einfluß auf die Testergebnisse haben.

DirectX

Selbst unter guten Voraussetzungen, wie zum Beispiel beim großen 17-Zöller Dell Inspiron 17 7773, kann man grundsätzlich noch einen eindeutigen Abstand zu Nvidias Geforce 940MX feststellen. Das deutlich bessere Ergebnis der UHD Graphics 620 beim 3DMark Cloud Gate (DX9) wird dagegen wohl zum größten Teil auf die erheblich bessere Prozessorleistung zurückzuführen sein.

Beim 3DMark Firestrike (DX11) wiederum rennt die Nvidia Geforce 940MX etwa 50 Prozent schneller und beim 3DMark Time Spy (DX12) und den Unigine Heaven Tests (DX9 & DX11) liefert sie etwa 30 Prozent mehr Leistung ab. Das sorgt beim Spielen für ein paar Bilder pro Sekunde mehr, die je nach Spieletitel letztlich auch für etwas mehr Spielraum bei den Qualitätseinstellungen sorgen. Für aktuelle, fordernde 3D-Spiele eignen sich dagegen weder Intels UHD 620 noch Nvidias Geforce 940MX.

3DMark-Ergebnisse im Vergleich
Unigine-Heaven-Ergebnisse im Vergleich
OpenGL

Beim OpenGL-Shading liefert die Intel UHD Graphics 620 ein erstaunlich gutes Ergebnis ab. Mit 59 fps kann sie sich deutlich von Nvidias Geforce 940MX im MSI CX62 7QL absetzen. Neben Anwendungen die auf die OpenGL-Schnittstelle setzen, profitieren hiervon natürlich auch auf OpenGL basierende Spiele.

Bei optimierten OpenGL-Anwendungen aus dem professionellen CAD-Bereich reicht die Performance lediglich für Basisaufgaben. Rechen-, Grafik- und Speicherleistung fallen hier insgesamt zu gering aus. Für ein professionelles Arbeiten sollte man nach wie vor auf dedizierte Grafiklösungen der Quadro-, FirePro- und Radeon-Pro-Serien zurückgreifen.

Spiele

Im Spielebereich schafft es die Intel UHD Graphics 620 bei genügsamen Titeln durchaus passable Frameraten zu erzielen. Damit sind nicht die üblichen Casual Games wie Angry Birds, Clash of Clans oder Candy Crush gemeint. Nein, auch ältere Spiele wie Tomb Raider, GRID: Autosport oder Dirt Rally lassen sich bei HD-Auflösung (1.366 x 768 Bildpunkte) mit niedrigen und mittleren Qualitätseinstellungen flüssig wiedergeben. Hier ist dann aber auch tatsächlich die Grenze zu ziehen, denn aktuelle 3D-Kracher wie Deus Ex: Mankind Divided oder Total War: Warhammer 2 sind hiermit kaum spielbar.

GPGPU – OpenCL

Neben den typischen Grafikaufgaben, können Grafikchips per OpenCL-Schnittstelle auch für viele andere rechenintensive Aufgaben verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Konvertierungen, Bildbearbeitungsfilter, Videofilter, das Ver- und Entschlüsseln von Daten oder Berechnungen im Rahmen der Finanz- oder Wissenschaftsanalyse. Das Nutzen des Grafikchips für solche Aufgaben entlastet einerseits den Prozessor und sorgt andererseits für einen nicht unerheblichen Geschwindigkeitsschub. Getestet habe ich die Bereiche Raytracing (Licht-Schatten-Berechnungen), Finanzanalyse, Kryptographie, Bildbearbeitung und wissenschaftliche Berechnungen.

Hier kann sich die Intel UHD Graphics 620 eine gute Position erarbeiten und je nach Testsequenz sogar dedizierte Grafikchips wie AMDs FirePro W4190M oder Nvidias Geforce MX150 hinter sich lassen. Auffällig schlecht fällt dagegen die Kryptographieleistung beim Testgerät aus. Mit 1,8 GB/s bleibt sie deutlich hinter dem Ergebnis von 2,73 GB/s der Intel UHD Graphics 620 aus dem Acer Aspire 5 zurück.

GPGPU-Berechnungen per OpenCL
Raytracing per OpenCL
Intel UHD Graphics 620: Taktreduzierungen

Die Stabilität der Grafikleistung ist im Notebookbereich immer von dem konkret im jeweiligen Notebook verbauten Kühlsystem abhängig. Auch limitieren Hersteller hin und wieder gerne die Grafik- und oder CPU-Leistung bei Volllastszenarien, um vorgegebene thermische Grenzen (TDP) einhalten zu können. Grundsätzlich hat sich in den bisherigen Tests bei Notebooks & Mobiles gezeigt, dass je größer das Gehäuse ausfällt und je effektiver das Kühlsystem arbeitet, desto stabiler und leistungsfähiger zeigt sich auch der Prozessor mitsamt Grafikeinheit.

Im Dell Inspiron 17 7773 hat die Intel UHD Graphics 620 trotz flachem Gehäuse relativ gute Voraussetzungen zur Verfügung. Das Kühlsystem ist für das Zusammenspiel mit der dedizierten Nvidia Geforce MX150 hin ausgelegt und sollte dadurch einige Reserven bieten. Die Möglichkeiten nutzt Dell beim Testgerät jedoch nicht aus, sondern legt hier eher Wert auf ein möglichst leises Betriebsgeräusch.

Die Taktfrequenz der integrierten Grafikeinheit erreicht, wenn überhaupt, im Test nur kurzzeitig den Maximaltakt von 1,1 GHz. Bei reiner Grafiklast pendelt die Frequenz dagegen zwischen 900 und 1.000 MHz und beim Stresstest mit zusätzlicher CPU-Last schwankt die Taktung zwischen 750 und 850 MHz. Andere Notebook-Konzepte mit energischer agierendem Lüfter könnten die Möglichkeiten der Intel UHD Graphics 620 daher besser ausreizen.

Leistungskonstanz CPU & GPU
Leistungskonstanz nur GPU
Intel UHD Graphics 620: Fazit

Die Intel UHD Graphics 620 ist eine verhältnismäßig leistungsfähige und zugleich sparsame Notebooklösung. Wichtige Videofunktionen, GPGPU-Berechnungen, Videokonvertierungen per Intel Quick Sync Video oder der Multimonitorbetrieb mit bis zu 3 Displays decken ein breites Spektrum möglicher Einsatzgebiete ab. Mit der richtigen Schnittstelle (DisplayPort) können 4k-Bildschirme mit einer Auflösung von bis zu 4096 x 2304 Bildpunkten bei 60 Hz angesteuert werden. Im Vergleich zum Vorgänger Intel HD Graphics 620 ist je nach Einsatzgebiet eine Leistungssteigerung von 10 bis 30 Prozent feststellbar.

Nach wie vor kaum geeignet ist die Prozessorgrafik dagegen für fordernde 3D-Spiele oder bei professionellen 3D-CAD-Konstruktionen. Dies sind weiterhin die Domänen leistungsfähiger 3D-Grafikchips aus den Häusern AMD und Nvidia.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.

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Tobias Winkler

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