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AMD Radeon RX 550 (Laptop) im Test

AMD Radeon RX550. Der Einsteiger-Chip für Laptops füllt die Lücke zwischen den Intel-Prozessorgrafikeinheiten und leistungsfähigen Spielechips.

Im Prozessor integrierte Grafikchips sind mittlerweile erwachsen geworden und decken ein breites Spektrum an Fähigkeiten ab. Multimonitorbetrieb, Konvertierungen, 4k-Videos und Vieles mehr bewältigen die sparsamen Lösungen deshalb problemlos. Ist hingegen ein gewisses Maß an 3D-Leistung gefragt, geht diesen Konzepten in der Regel schnell die Puste aus.

Mit dedizierten Grafiklösungen à la Nvidia Geforce MX 150 oder eben AMDs Radeon RX 550 soll dieses Manko behoben werden und für einen entsprechenden Mehrwert sorgen.

Preislich kommt die Radeon RX 550 vor allem in Notebooks der Unter-1000-Euro-Klasse zum Einsatz. So zum Beispiel im:

Von den technischen Daten her fallen die Angaben recht unterschiedlich aus. So soll die Version im Acer Aspire Nitro 5 mit 4 GB GDDR5 Grafikspeicher über einen 128 bit breiten Speicherbus angebunden sein. Der Kerntakt läuft hier mit bis zu 1.275 MHz. Deutlich schwächer ist dagegen die im Lenovo ThinkPad E480 verbaute Version aufgestellt. Der 2 GB fassende GDDR5-Grafikspeicher ist lediglich mit einem 64 bit breiten Speicherbus ausgestattet.

Zudem fallen die Taktraten mit maximal 902 MHz deutlich niedriger aus. Im Gegenzug überschreitet die maximale Leistungsaufnahme aber auch die 25-Watt-Grenze nicht, was insbesondere einem Einsatz in schlanken Notebooks sehr entgegen kommt.

Auszug der technischen Daten:
  • Polaris 12/ Lexa (Pro) 14-nm-Fertigung
  • Max. Kerntakt 902 MHz
  • Min. Kerntakt 214 MHz
  • 16 ROPs/ 40 TMUs
  • 640 Shader-Einheiten
  • 2 GB GDDR5 Grafikspeicher (Samsung)
  • HDMI 2.0/ DisplayPort 1.2
  • DX 12
  • 25 Watt maximale Leistungsaufnahme
  • Herstellerseite

Auszug der technischen Daten des Testsystems:

  • Lenovo ThinkPad E480
  • Intel Core i5-8250U
  • 8 GB DDR4 RAM (Dual-Channel)
  • AMD Radeon RX 550 (2 GB GDDR5, 64 bit)
  • 256-GB-PCIe-SSD
  • Win 10 Home 64 bit
  • Grafiktreiber 22.19.175.256 (Crimson 17.7) WHQL/ Win 10 64

AMD Radeon RX 550: Benchmarks
DirectX

Bei den DirectX-Tests der 3DMark-Suite und den Unigine Heaven-4.0-Benchmarks fällt AMDs Grafiklösung deutlich hinter Nvidias Geforce MX 150 aus dem Acer Swift 3 oder dem Acer Aspire 5 zurück. Lediglich beim Unigine Heaven 4.0 Extreme kann sich die AMD-Lösung in etwa auf gleichem Niveau behaupten.

Für den recht großen Leistungsunterschied zu ungunsten der AMD Radeon RX 550 dürften wie bereits angesprochen der lediglich 64 bit breite Speicherbus und die auf 902 MHz limitierte Taktrate verantwortlich sein.

3DMark
Unigine Heaven
OpenGL

Beim Cinebench R15 64 bit OpenGL Shading fällt das Leistungsdefizit der AMD Radeon RX 550 mit 57 fps noch größer aus, als im DirectX-Bereich. Nvidias Geforce MX 150 arbeitet etwa 50 Prozent schneller und erreicht 90 fps.

OpenGL (optimiert, Workstation-CAD)

Die Radeon RX 550 verfügt anders als die Modelle der AMD-Radeon-Pro-Serien über keine speziellen und für OpenGL-Aufgaben optimierten Profi-Treiber. Zudem fehlen hier wichtige Zertifizierungen, die ein problemloses Zusammenspiel mit professioneller Software offiziell garantieren. Dies verschlechtert zusammen mit der eh schon mageren Hardwareausstattung die Voraussetzungen für einen Einsatz im professionellen CAD-Bereich zusätzlich.

Beim SPECviewperf.12-Benchmark werden die Bereiche CAD, CAM, Exploration und auch ein medizinisches MRT abgedeckt. Von optimierten Treibern profitieren hier insbesondere Programme wie Creo, Siemens NX oder Solidworks.

Im Ergebnis wird der bei den Unigine-Heaven- und 3DMark-Tests gewonnene Eindruck weiter verstärkt. Hier fällt die Performance nicht nur bei den OpenGL-Programmen, sondern auch bei den DirectX-Lösungen wie 3dsMax und Showcase merklich ab. Lediglich die eh schon schwache AMD FirePro W4190M kann in einigen Teilbereichen geschlagen werden.

OpenCL

Neben den typischen Grafikaufgaben, können Grafikchips per OpenCL-Schnittstelle auch für viele andere rechenintensive Aufgaben verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Konvertierungen, Bildbearbeitungsfilter, Videofilter, das Ver- und Entschlüsseln von Daten, Berechnungen im Rahmen der Finanzanalyse oder aufwendige Licht-Schattenberechnungen.

Das Nutzen des Grafikchips für solche Aufgaben entlastet einerseits den Prozessor und sorgt andererseits aber auch für einen nicht unerheblichen Geschwindigkeitsschub. In diesem Aufgabenfeld schlägt sich die Radeon RX 550 noch recht wacker und kann sogar hier und da Nvidias Geforce MX 150 hinter sich lassen.

GPGPU
Raytracing
Virtual Reality

Für mögliche VR-Aufgaben ist AMDs Radeon RX 550 laut dem erzielten VRMark-Ergebnis nicht geeignet. Mit 1.440 Punkten im VRMark Orange wird die Mindestvorraussetzung weit verfehlt.

Spiele

Wirklich spieletauglich ist die Radeon-RX-550-Grafik nicht. Überhaupt fällt es schwer einen echten Mehrwert dieser Grafiklösung zu erkennen. Für alle Basisaufgaben eines Grafikchips reicht auch die Performance der Intel UHD Graphics 620. Für eine deutlich höhere 3D-Leistung fehlt es wiederum an Grafikleistung. Zudem ist hier kein Preisvorteil gegenüber Notebooks die mit einer Nvidia Geforce GTX 1050 ausgestattet sind zu erkennen.

Unter dem Strich haben es aktuelle 3D-Spiele mit anspruchsvoller Grafik schwer, selbst in HD-Auflösung (1.366 x 768 Bildpunkte) mit niedrigen Qualitätseinstellungen, noch durchweg flüssig dargestellt werden zu können.

Die Frameraten sinken hier schon mal in den einstelligen Bereich und offenbaren dadurch massive Ruckler. Hierzu zählen zum Beispiel Deus Ex: Mankind Divided oder Total War: Warhammer 2. Shadow of War ist immerhin noch mit mittleren Details genießbar.

Wer dagegen eher ältere und weniger anspruchsvolle Games zockt, kommt auch mit der AMD Radeon RX 550 klar. Tomb Raider, Dirt Rally oder GRID: Autosport lassen sich zum Beispiel dieser Gruppe zuordnen.

Taktreduzierungen

Die Stabilität der Grafikleistung ist im Notebookbereich immer von dem konkret im jeweiligen Notebook verbauten Kühlsystem abhängig. Auch limitieren Hersteller hin und wieder gerne die Grafik-  oder CPU-Leistung bei Volllastszenarien, um vorgegebene thermische Grenzen einhalten zu können.

Beim getesteten Lenovo ThinkPad E480 profitiert die AMD Radeon RX 550 von einer Bevorteilung durch die Systemkonfiguration. Während die Intel Core i5-8250U im Volllastszenario die Taktung auf bis zu 1,4 GHz absenkt, läuft die AMD Radeon RX 550 dauerhaft mit 902 MHz. Lediglich im Akkubetrieb greift Lenovo ein und beschränkt die Taktrate auf etwa 550 MHz.

AMD Radeon RX 550: Fazit

Die AMD Radeon RX550 ist eine Zwischenlösung und damit weder Fisch noch Fleisch. Die Testergebnisse zeigen zwar einen sichtbaren Leistungsvorsprung gegenüber der Intel UHD Graphics 620, wirklich profitieren kann man davon in der Praxis aber nicht. Beim Spielen muss man gerade bei aktuellen Titeln zu viele Kompromisse eingehen und für den Konstruktionsbereich eignet sich diese Lösung aufgrund der Produktausrichtung von Haus aus schon nicht.

Unter dem Strich wird die mäßige Mehrleistung in Notebooks mit einer deutlich höheren Leistungsaufnahme, einem gesteigerten Kühlbedarf und folglich auch einem lauteren Betriebsgeräusch erkauft. Wirklich empfehlenswert ist dieser Grafikchip mangels tatsächlichem Mehrwert letztlich nicht.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.

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Tobias Winkler

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