25. März 2024
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Test Datacolor Spyder 5 Elite Colorimeter

Farbtreue. Datacolor hat schon vor längerem mit dem Datacolor Spyder 5 seine Colorimeter-Serie komplett überarbeitet und löst damit die Vorgänger-Serie Spyder 4 ab. Durch die gehäusetechnische Neukonstruktion wurden beim Spyder 5 gleich mehrere neue praktische Details umgesetzt.

Datacolor Spyder 5

Das ehemals spinnenartig anmutende Gehäuse hat sich nun in ein kompaktes 6-Eck-Design gewandelt. Durch die modernisierte Form konnte hier eine Sensor-Abdeckung integriert werden, die im Messbetrieb gleichzeitig als Gegengewicht auf der Monitorrückseite dient. Ebenfalls neu ist ein eingelassenes Stativgewinde (nur Elite), das bei der Beamer-Profilierung zum Einsatz kommt.

Durch die eher rundliche Gesamtform wird nun auch das Vermessen von gewölbten Bildschirmen unterstützt, wo vormals die „Spinnenbeine“ etwas im Weg waren. Die 7 Detektoren des optischen Sensors sind weiter verbessert worden und sollen vor allem bei den Graustufen-/ Schattendetails eine deutliche Qualitätssteigerung hervorrufen.

Produktversionen:

Nach wie vor teilt Datacolor seine Spyder-Colorimeter in verschiedene Zielgruppen auf:

  • Spyder 5 Express – Hobbyfotografen mit möglichst einfachem Kalibrierungsablauf – 120 Euro
  • Spyder 5 Pro – Ambitionierte Fotografen und Gestalter (u.a. erweiterte Gamma- und Farbtemperaturwahl, ICC4-Profile, einfache Umgebungslichtmessung, Rekalibrierung) – 180 Euro
  • Spyder 5 Elite – Professionelle Fotografen, Studios, Perfektionisten, die bestmögliche Ergebnisse erzielen möchten (u.a. unbegrenzte Gamma- und Farbtemperaturwahl, spezielle Zielfarbräume, Beamerkalibrierung) – 260 Euro
  • Spyder 5 Studio – Professionelle Fotografen, Studios, Perfektionisten mit erweitertem Farbworkflow von der Aufnahme bis zum Druck – 370 Euro
  • Eine TV HD-Variante, die es vom Spyder 4 noch gab, wird beim Spyder 5 nicht mehr angeboten.

Datacolor Spyder 5 Elite: Allgemeines & Lieferumfang

Im Lieferumfang befindet sich ausser dem Colorimeter in einer kleinen ansprechenden Verpackung nichts. Die notwendige Software muss man sich von der Datacolor-Homepage herunterladen. Ich habe die Mac-Version auf einem Apple 15″ MacBook Pro mit Retina-Display (Late 2013) installiert.

Den notwendigen Aktivierungscode findet man im kleinen Karton. Einen nach der Aktivierung generierten Lizenzcode sollte man sicher aufbewahren, da dieser benötigt wird, wenn die Software neu installiert werden soll. Wer sich mit dem Kalibrieren/ Profilieren von Bildschirmen etwas auskennt, wird sich mit der intuitiv aufgebauten Software im Expertenmodus schnell zurechtfinden.

Wer in diese Materie hingegen neu einsteigt kann sich alternativ von der Software leiten lassen und so recht einfach zu ersten Ergebnissen gelangen.

Datacolor Spyder 5

Datacolor Spyder 5 Elite: Testverfahren

Im ersten Durchgang muss sich Datacolors Spyder 5 gegen die „graue Eminenz“ Quato Silver Haze Pro behaupten. Dieses Colorimeter hat sich im Laufe der Jahre einen guten Ruf erarbeitet und ist auch heute noch in vielen Agenturen und Fotostudios zu finden.

Leider hat Quato inzwischen den Betrieb eingestellt und die Colorimeter sind quasi nur noch an Macs nutzbar. In einem weiteren Vergleichstest wird das Testfeld mit aktuellen Colorimetern die als Alternative in Frage kommen erweitert. Um die Messgenauigkeit zu vergleichen, habe ich ein Apple 15“ MacBook Pro Retina (Late 2013) profiliert. Zum Einsatz sind letztlich folgende Messgeräte gekommen:

  • Datacolor Spyder 5 mit Elite Software
  • Quato Silver Haze Pro (X-Rite DTP94) mit Quato iColor Display-Software
  • X-Rite i1 Basic Pro 2 mit iProfiler und Calman Colorchecker (ausser Konkurrenz zur Bewertung der Messgenauigkeit)

Zieleinstellungen: Weißpunkt bei D65 (6500k), sRGB, Gamma 2.2.

Datacolor Spyder 5

Die Farbgenauigkeit der Colorimeter-Ergebnisse habe ich im Nachgang mit dem Spektralfotometer X-Rite i1 Basic Pro 2 in Verbindung mit Calmans „Colorchecker“ und die jeweilige Farbraumabdeckung mit dem Tool „argyll“ überprüft. Zwar bietet auch die Elite-Software eine Bewertung der Displayeigenschaften an, jedoch lassen sich hier nur mit Spyder-Colorimetern erstellte Profile begutachten.

Farbraumvergleich

In dem Zusammenhang ist noch erwähnenswert, dass der Farbraumvergleich bei Calman (Studio), Quato (iColor Display) und Datacolor (Spyder 5 Elite) nur als Anhalt dienen kann, da hier keine volumenbasierte Farbprofile verglichen werden, sondern eine Berechnung aus Helligkeits-/Kontrastwerten erfolgt.

Daher ist derzeit „argyll“ meine persönlich erste Wahl zur Bestimmung der Farbraumabdeckung. Wer keine genauen prozentualen Ergebnisse benötigt, kann auch einfach bei www.iccview.de seine Profile hochladen und zumindest einen optischen 3D-Vergleich durchführen.

Spyder504 Kopie

Die Ergebnisse des Colorchecker gebe ich mit dem durchschnittlichen DeltaE 2000 (Abweichung zum Sollwert) und dem maximalen DeltaE 2000 (höchste Abweichung einer Einzelmessung) aller Messungen an. Das durchschnittliche DeltaE 2000 sollte dabei nicht über 3 und das maximale DeltaE 2000 nicht über 5 liegen, um noch ausreichend farbverbindlich arbeiten zu können. Je niedriger die Abweichungen ausfallen, desto näher bewegt sich die Darstellung an den Vorgaben und desto farbtreuer zeigt sich das Ergebnis.

Datacolor Spyder 5 Elite: Messergebnisse

Farbgenauigkeit. Rein subjektiv kann man den Farbeindruck der beiden Testprofile in zwei Lager teilen. Auf der einen Seite positioniert sich das X-Rite DTP94 mit einer etwas kühleren Farbwiedergabe und auf der anderen Seite das Spyder5-Ergebnis mit einer wärmeren Darstellung. Was die Farbgenauigkeit angeht, so bleiben beide Profilierungen deutlich unter der kritischen DeltaE-Grenze von 5. Damit erfüllen beide Profile die Grundvoraussetzung für ein farbtreues Arbeiten. Während man bei dem Ergebnis des Spyder 5 Colorimeter dank eines maximalen DeltaE 2000 von 2,8 mit bloßem Auge keine Unterschiede zum Ideal erkennen sollte, so ist das bei dem Ergebnis des Quato Silver Haze Pro (X-Rite DTP94) vor allem bei den Graustufen und den Rot-Orange-Tönen schon eher möglich.

Colorimeter durchschnittliches DeltaE 2000 maximales DeltaE 2000
Quato Silver Haze Pro (X-Rite DTP94) 2,3 4,3
Datacolor Spyder 5 1,5 2,8
Farbraumabdeckung

Durch das Tool argyll wird das erzeugte Profil als 3D-Modell quasi über das jeweilige Referenzprofil gelegt und überprüft wie groß die gemeinsame Schnittmenge ausfällt. Optimal wären 100 Prozent, damit der jeweilige Farbraum komplett wiedergegeben werden kann. I

ch habe als Maßstab den sRGB-Farbraum gewählt, da dieser in vielen Bereichen zur Anwendung kommt, oft bei Herstellerangaben erscheint und sonst von der Masse der Bildschirme am ehesten dargestellt werden kann. Weitere oft genutzte Farbräume wären AdobeRGB, eciRGB oder NTSC, die aber erst relevant werden, wenn man besonders farbstarke (meist aber auch teure) Displays mit RGB-LEDs oder phosphorbeschichtete Modelle nutzt.

Datacolor Spyder 5

In Zukunft könnte in diesem Zusammenhang die von Philips und MMD entwickelte Quantum-Dot-Technologie bei Displays preislich eine attraktive Alternative darstellen. Diese soll eine 99-prozentige Abdeckung des AdobeRGB-Farbraums zu relativ günstigen Preisen ermöglichen.

Bei argyll liegen die Ergebnisse von Spyder 5 und X-Rite DTP94 (Quato Silver Haze Pro) im Vergleich mit dem sRGB-Farbraum recht nah beieinander und weisen lediglich 3 % Unterschied auf. Beim Vergleich mit dem AdobeRGB-Farbraum erreicht die Differenz hingegen schon 11 %. Hier scheint die Optimierungsleistung der Datacolor-Lösung etwas besser zu funktionieren und führt dazu, dass aus Apples Retina Display ein etwas größeres Farbspektrum herausgekitzelt werden kann.

Colorimeter sRGB AdobeRGB
Quato Silver Haze Pro (X-Rite DTP94) 92 % 60 %
Datacolor Spyder 5 95 % 71 %

Weitere Colorimeter-Testergebnisse findet man bei folgenden Tests:

Datacolor Spyder 5 Elite: Verschiedenes

  • Die Farbreferenzbilder unterstützen auch 4k und 5k-Displays, um bildschirmfüllend angezeigt werden zu können.
  • Spyder 5 Express unterstützt nun im Gegensatz zum Vorgänger auch eine Multimonitor-Kalibrierung
  • Sensorabdeckung fungiert gleichzeitig als Gegengewicht auf der Rückseite des Bildschirms, könnte aber je nach Bildschirmneigung etwas schwerer ausfallen.
  • Bei Displays, die nicht geneigt werden können, zeigt sich die Befestigung problematisch und es muss individuell improvisiert werden.
  • Das Gewicht des Spyder 5 beträgt 133 Gramm und der Durchmesser liegt bei etwa 7,8 cm. Damit passt das Spyder 5 Colorimeter locker in die meisten Notebooktaschen.
  • Vielfältige Möglichkeiten zur Monitor-Qualitätsanalyse (nur Spyder Farbprofile)
  • Bei der Datacolor eigenen Qualitätsanalyse des Bildschirms werden Ergebnisse wie prozentuale Farbraumabdeckung oder DeltaE-Werte nur in ganzen Zahlen wiedergegeben. Manche Anwender könnten sich aber 1-2 Nachkommastellen wünschen.
  • Die Profilierung dauert bei meinem Testverfahren etwa 6 Minuten, mit optimierten Graustufen noch mal etwa 3 Minuten länger.
  • Das Kabel ist etwa 1,80 Meter lang, könnte aber für unter dem Schreibtisch platzierte Rechner etwas knapp werden.
  • Noch keine Anpassung der Spyder Gallery App für Tablets

Datacolor Spyder 5 Elite: Fazit

Datacolors Spyder 5 Elite ist ein gelungenes Colorimeter. Mobilität, Rating_Spyder_5_EliteHandhabung, Funktionsumfang und Genauigkeit fallen sehr gut aus.  Zwar gehört das Spyder 5 Elite ganz sicherlich nicht zu den günstigsten Colorimetern am Markt, wer aber besonders großen Wert auf eine möglichst akkurate Farbwiedergabe, gute Analysemöglichkeiten und umfangreiche Einstelloptionen legt, findet mit dem Testmodell ein tolles Arbeitsgerät.

Gemessen an der Leistung stimmt daher auch der Preis der sich derzeit bei etwa 190 Euro bewegt. Wer auf die eine oder andere Ausstattungsoption gut verzichten kann, dürfte auch mit den günstigeren Versionen glücklich werden, da hier eine nahezu identische Hardware zum Einsatz kommt.

Tobias Winkler

Neben zahlreichen Artikeln, die ich seit 2009 für Notebookjournal, PRAD und Notebookcheck verfasst habe, setze ich nun beim Projekt Notebooks & Mobiles meine eigenen Vorstellungen von einer Testplattform um. Ich habe Spaß am Schreiben, an mobiler Technik und allem was dazugehört.